Abgesehen von dem Ausbildungsaspekt: Wie könnte eine jagdliche Situation aussehen, in der der Einsatz der Kurzwaffe die bessere Wahl wäre?

Auch hier hilft die nüchterne Betrachtung der Kurzwaffe als reines „Werkzeug“ und aus dem folgenden Blickwinkel:

Was muss passiert sein, dass ich überhaupt auf die Kurzwaffe als Werkzeug zurückgreifen muss?

Grundsätzlich können wir festhalten: Um in eine solche Situation zu kommen muss im Zeitablauf vorher etwas schiefgelaufen sein – sonst brauche ich ja ein „Back-Up“-Werkzeug wie Kurzwaffe, Messer oder Saufeder gar nicht erst. Was kann also alles „schief“ gehen?

Bei einem Wildunfall beispielsweise ist bereits etwas schief gegangen oder – im schlimmsten Fall – wenn es zu einer Notwehr- oder Nothilfesituation kommt, ebenfalls. Auch im Falle einer Nachsuche ist irgendetwas vorher nicht so gelaufen wir geplant und die Karten wurden neu gemischt.

Bleiben wir in dieser Betrachtung beim Wildunfall und betrachten hier die vorliegenden Parameter:

Beim verunfallten Wild, welches auf der Straße oder in einem Graben liegt, stellt der Büchsenschuss mit 4.000 Joule oder mehr Energie an der Mündung eine große Gefahr für den Jäger und das Umfeld dar. Auch der Einsatz der Blankwaffe ist vor allem bei Geweihten nicht immer gefahrlos möglich, wie jüngst der Fall des Anfang Oktober 2022 von einem Rehbock geforkelten Hundeführer in Sachsen zeigt. Der Schuss aus der Kurzwaffe im Nahdistanzbereich kann das Risiko durch Geschosssplitter oder Abpraller minimieren, ohne dass sich der Jäger in Gefahr begeben muss.

Achtung: Natürlich muss auch beim Schuss mit der Kurzwaffe der Untergrund und seine Beschaffenheit mit in Betracht gezogen werden, das Risiko durch Geschosssplitter ist jedoch bei einer Kurzwaffe stets geringer als bei einer großkalibrigen Langwaffe! In der oben geschilderten Situation ist für einen Schuss aus kurzer Distanz (0 bis 5m) die Kurzwaffe der Langwaffe aus Gründen der Sicherheit definitiv vorzuziehen.


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