Wer kennt die Gespräche nicht?

Für die einen ist sie auf der Jagd überflüssig, die anderen wollen sie beim Waidwerken nicht mehr missen: Wie bei allen Werkzeugen kommt es auch bei der Kurzwaffe auf den Kontext an, in dem sie eingesetzt wird. Schießausbilder und -trainer Christian Bender (Jäger seit inzwischen 28 Jahren) klärt in diesem Artikel sachlich auf, wo bei der modernen Jagd die Kurzwaffe ihre Berechtigung hat und vor allem warum.

Das Zauberwort heißt wie immer „Kontext“

Nüchtern betrachtet ist die Kurzwaffe eines von mehreren Werkzeugen, die uns Jägern zur Ausübung unseres Waidwerkes zur Verfügung stehen. Genauso wie unser Messer, eine Saufeder oder auch eine Büchse ist sie einfach nur als ein Werkzeug zu sehen, welches uns durch seine Eigenschaften bei unserer Arbeit unterstützen kann. Sie ist nicht einfacher oder schwieriger, gefährlicher oder weniger gefährlich zu handhaben, als irgendein anderes – auch wenn sich eine andere Sichtweise eingebürgert hat, die jedoch mit keinerlei Fakten unterstützt werden kann.

Wichtig ist es, hier von Anfang an eine korrekte, objektive Perspektive einzunehmen:

Die Kurzwaffe ist genauso wie eine Saufeder ein rein unterstützendes Werkzeug, welches zur Problemlösung in Situationen eingesetzt werden kann, wenn der Einsatz unseres „Hauptwerkzeugs“, also der Langwaffe, nicht möglich oder zu gefährlich ist. Somit hat sie sowohl ihre Berechtigung als auch ihre Notwendigkeit im Werkzeugkoffer von uns Jägern – genauso wie ein Erste Hilfe Kasten im Auto oder eine Schwimmweste auf einem Boot. Alle diese Gegenstände haben eines gemeinsam: niemand WILL sie nutzen MÜSSEN, aber wenn sie zum Einsatz kommen und uns Handlungsmöglichkeiten eröffnen, dann sind wir froh, wenn wir sie zur Hand haben.

Natürlich gilt wie immer auch hier:

keine Regel ohne Ausnahme, und eine Ausnahme stellt in diesem Fall die Fallenjagd dar. Bei ihr werden oft kleinkalibrige Kurzwaffen als hauptsächliches Werkzeug zum Einsatz gebracht, um das gefangene Wild – meistens im Abfangkorb - abzufangen. Dies ist bereits eine Spezialsituation, die ihre eigenen Anforderungen an eine Kurzwaffe stellt und daher gesondert betrachtet werden sollte. Das Gleiche gilt für Nachsuchenführer, die ebenfalls einen eigenen Kontext darstellen und somit eine gesonderte Betrachtung zum Thema „Kurzwaffe“ erfordern.