Liebe Leserinnen und Leser,
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Jagdgeschichten - sie bereichern unsere Erinnerungen, lassen uns in der Vergangenheit schwelgen, zaubern Glitzern in unsere Augen und ein Lächeln ins Gesicht - ohne sie wäre es nicht nur langweilig, sondern sinnlos. „Ich kam, sah, siegte!“, ist zwar auch mal schön und sicher eine Erinnerung wert, aber die Erlebnisse, die mehr als zwei Sätze zum Erzählen brauchen, die andere Menschen beim Berichten fesseln, diese füllen unser Jagdtagebuch, ob nun auf schriftliche oder gedankliche Art und Weise. Sie alle werden Erfolge oder Misserfolge haben, an die Sie gerne zurückdenken.

Der erste Bock, das erste Schwein, die erste Pirsch oder Drückjagd, wenn man doch nur alles behalten könnte. Mein letztes erinnerungswürdiges Jagderlebnis ist gar nicht lange her.

Bei einem Jagdwochenende entschieden meine Freundin Steffi und ich uns nach einer Begegnung mit einem alten Bock, der das Gehörn voller Draht hatte, diesen gemeinsam nach zu frönen. Da Steffi ihn erst alleine entdeckte, sollte es auch ihrer werden. Ich kam mit einem Pirschstock zur Hilfe und wir krabbelten auf allen vieren durch Wiesen und Hecken, um näher an ihn heran zu kommen. An einem breiten Kanal war allerdings Schluss und wir konnten ihn an diesem Abend nur noch vom Weiten beobachten. In hoffnungsvoller Erwartung ging Steffi auch morgens an diese große Wiese und konnte ihn zwar wiederfinden, allerdings nun dort, wo wir den vorherigen Abend verbrachten. Am Abend wollten wir es dann wieder gemeinsam versuchen. Wir pirschten also an Hecken und Weizenfeldern vorbei und krochen die letzten Meter auf der offenen Wiese wieder auf allen Vieren Richtung eines Heuwagens, wo wir uns positionieren wollten. Es dauerte nicht lang, bis die ersten Roten wie Pilze aus dem Boden schossen. 1,2,3,4 Böcke und zwei, drei weibliche Stücke, aber natürlich nicht der Gesuchte. Ein mittelalter Bock äste ganz vertraut auf ca. 350 m an einem Waldstückchen und ahnte nicht, dass er doch noch die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Als die Sonne untergegangen war und das Licht zu schwinden begann, entschied Steffi, dass sie es morgen wieder auf den Bock versuchen würde und warf die Idee in den Raum, dass wir es doch auf den Herren am Waldstück versuchen sollten. Och, keine schlechte Idee. Wir robbten also los. Es war nicht einfach, da wir relativ frei und ohne viel Deckung mindestens 200 m vorwärtskommen mussten. Natürlich entdeckte er uns schon früh, aber anstatt das Weite zu suchen, entschied er seiner Neugier nachzugehen und schnellen Ganges in unsere Richtung zu marschieren. Wir schienen wohl entweder wie mögliche Konkurrenten auszusehen oder aber wie wunderschöne, blonde Ricken, die einen Besuch wert wären. Ich verkürzte also meinen Pirschstock und richtete mich ein, der Bock war nun noch 100 m weg, aber es war nur das Haupt zu sehen, dann verschwand er hinter einer Kuppe. Ein Funken Enttäuschung machte sich breit, aber seine Neugier ließ uns nicht im Stich. Auf 80 m blitzten seine weißen Enden wieder in unsere Richtung. Noch drei Schritte und er stand perfekt. Nach 120 m Flucht verendete er auf der freien Wiese. Was haben wir Mädels uns gefreut und an dem Stück in den Armen gelegen. Das war spannend und sicher ein Erlebnis für die Ewigkeit.

Am nächsten Morgen war der Drahtbock schon an dem Heuwagen, als Steffi hinging, wie nett von ihm. Noch zwei Stunden nach der Erlegung ran sie mit einem breiten und zufriedenen Grinsen durch die Gegend. Wunderbar. Nur schade, dass ich nicht dabei gewesen bin, doch mich hielten die Erinnerungsträume im Bett.

Genießen Sie die Zeit mit Ihren Freunden und erleben Sie Erinnerungswürdiges, was sonst bleibt uns, wenn wir einmal im Schaukelstuhl auf der Veranda in der Abendsonne sitzen.

Ihnen allen herzliches Waidmannsheil
Ihre Alena Steinbach


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