Es ist der 1. Mai. Endlich. Wie immer zogen sich besonders die warmen Apriltage, in denen der Frühling und damit die Natur erwacht, wie zäher Gummi. Am Morgen hatte ich kein Waidmannsheil, aber einen sehr schönen Sammelansitz mit den Jungjägern und restlichen Revierkameraden.

Einen passenden Bock konnte ich in der frühen Dämmerung schon Ansprechen, das Geco Gold 10x50 offenbarte die zierliche Gestalt, den schmalen Träger und die kaum lauscherhohen Spießchen. An einen Schuss war wegen des hohen Grases in der Wildwiese aber nicht zu denken, maximal die Rückenlinie zeigte sich von dem schwachen Wildkörper. So bot sich am Morgen leider keine Chance, doch nun neigte sich die Sonne im Westen zielstrebig Richtung Horizont und ich suchte mein Glück auf dem Abendansitz. Ich hatte mir einen Sichtschutz unter einem Hain aus knorrigen Apfelbäumen gebaut und saß dort mit Dreibein und Zielstock, um in dieser heimlichen Ecke mal den Wildbestand ins Auge zu fassen. Neben zwei kugelrunden Geißen, die nicht nur hochtragend, sondern auch mitten im Haarwechsel standen, zeigte sich auch ein starker, aber noch zu junger, hoch aufhabender, braver Bock.

Nachdem die struppigen Geißen, die Bühne verlassen hatten und auch der Bock genug geplätzt hatte, schwand das Licht zunehmend. Da schob sich vorsichtig ein Schmalreh aus der Hecke, der Kontrast zu den zuvor gesehenen Geißen war überdeutlich. Alle körperlichen Merkmale ließen mich sicher sein, wirklich ein einjähriges, weibliches Stück vor mir zu haben, als es kurz, halb spitz ein Stück von mir wegzog, war auch keine Spinne unter dem Spiegel zu sehen. Ich lege großen Wert auf saubere Schüsse und wartete auf den richtigen Moment. Doch entweder stand mir das Stück nicht breit genug, oder die Läufe nicht parallel, oder es hatte das Haupt nach unten, oder oder oder…


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