Heute bleibt es lange ruhig, bis mich dann ein Schmalreh anwechselt, welches ich mit einem Pfiff zum Verhoffen bringe und dann eine saubere Kugel antragen kann. Es verendet nach kurzer Todesflucht in etwa 30 m Entfernung im Stangenholz.

Da sich im Verlauf des Treibens ein Deutsch-Langhaar angeschlichen hatte und versucht hatte, das Reh sauber wohin auch immer zu apportieren, habe ich den Hund verscheucht und das Reh direkt vor meinen Stand gezogen.

Irgendwann kündigen sich mit Glockengeläut gleich mehrere Hunde an: Es erscheinen, gefolgt von einer Gruppe Hundeführer in maximal 50 m Abstand, einige dunkle Bracken, allesamt mit Glöckchen auf den leuchtenden und unversehrten Warnwesten. Am Ende meiner Schneise beginnen sie dann mit einer Frühstückspause und Diskussionsrunde, völlig unbeeindruckt vom laufenden Trieb und meiner Person in 30 m Sichtentfernung. Irgendwann sind sie scheinbar wieder zu Kräften gekommen und kommen nun über die Schneise auf mich zugelaufen, umringt von ihren Hunden.

Nicht einer, weder Mensch noch Tier macht Anstalten, das Buchenrauschen zu durchstreifen. Als sie bei mir am Stand vorbeikommen folgt kein „Waidmannsheil“ zur offensichtlichen Beute, sondern nur die Frage, „ob hier Schweine gekommen seien…“.

Ich will diese Frage gerade beantworten, da sehe ich aus dem Augenwinkel, wie 2 der Hunde beginnen, sich Lätzchen umzubinden, Messer und Gabel zu zücken, um dann das Reh von den zarten Keulen angefangen, anzuschneiden. Das Ganze 3 m vor ihren Herrchen. Keiner sagt was, niemand rüdet die Hunde an, oder greift gar ein.

Ich schreie die Hunde an, diese lassen ab, die Hundeführer gucken leicht irritiert, rufen ihre Hunde und ziehen schulterzuckend, weiter über die nun nächste Schneise laufend ab. Von meinem Standnachbarn erfahre ich dann nach der Jagd, dass sich die Herren über meinen Unmut doch sehr gewundert hätten, „schließlich jagen die Hunde ja, um Beute zu machen!“. …..

Warum erzähl ich das? Warum gehe ich mit uns Hundeführern und Stöberhundhaltern so ins Gericht?

Ich habe in den letzten Jahren verstärkt und immer mehr wirklich schlechte Hundearbeit und Arbeit von Hundeführern erlebt, oftmals gepaart mit einem offensichtlich völlig anderen Selbstbildnis:

Stumme Hunde, die das Wild zu panischer Flucht veranlassen, welches dann vor die nicht entsprechend vorgewarnten Schützen gehetzt wird, Hundegruppen (den Begriff der Meute verdienten sie oftmals nicht), deren einziges Ziel es zu sein schien, Wild zu binden, großrahmige Hunde, die in bürstendichten Verhauen bis zum bitteren Ende von Sauen verdroschen wurden, Hunde, die sich überhaupt nicht von ihren Führern lösten und maximal "buschierend" unterwegs waren, Hundeführer, die zwar ihre Hunde mit zur Jagd brachten, diese aber dann am Stand abgelegt hatten, oder sogar im Auto verstaut ließen, Hunde, die scheinbar ungestraft und immer wieder, völlig selbstverständlich Wild anschneiden durften, usw. ...


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