Da dieser Beitrag vermutlich eine eifrige Diskussion nach sich ziehen könnte, kurz zu mir, damit man das Folgende hoffentlich etwas besser einordnen kann: Ich arbeite als freiberuflicher Förster - www.forstkontor-sommer.de - und bin mit der ganzheitlichen Bewirtschaftung verschiedenster Waldbesitzungen beauftragt. Die jagdliche Bewirtschaftung, das jagdliche "Management" und die handwerklich saubere Umsetzung ist ein inzwischen wichtiges Geschäftsfeld. Ich bin mit Dackeln groß geworden, habe dann in das Schweißhundlager gewechselt und hier alpenländische Dachsbracke und Schwarzwälder Schweißhund erfolgreich geführt und eingesetzt.
Aus verschiedenen Gründen habe ich mich dazu entschieden, keinen weiteren Schweißhund mehr zu führen. In Anbetracht der riesigen Kalamitätsflächen und den sich daraus nun entwickelnden Dickungskomplexen habe ich mich entschlossen, nun konsequent auf Stöberhunde zu setzen. Meine Wahl ist dann auf die westfälische Dachsbracke gefallen. Seit nunmehr 3 Jahren führe ich mit dem Rüden "Winston vom Kaufunger Wald" einen inzwischen voll geprüften und jagdlich erprobten Hund, der jährlich bei ca. 50 großflächigen Bewegungsjagden eingesetzt wird. Die aktuellen Entwicklungen bei diesen Jagden sehe ich z.T. sehr kritisch und möchte mit diesem Artikel gern zur Diskussion und vielleicht auch zum Umdenken, zumindest aber zur kritischen Reflektion anregen... Dazu vorweg: Natürlich hat ein jeder von uns den besten Hund am Strick!
Wir schreiben Ende Oktober. Es ist eine der ersten Drückjagden des Jahres. Eine großangelegte Bewegungsjagd mit der Zielwildart Rotwild, natürlich nebst Schwarz- und Rehwild.
Es ist vor allem noch viel zu grün für meinen Geschmack und für die Hunde viel zu warm.
Am Treffpunkt werde ich wie gewohnt professionell vorbereitet begrüßt, meine Papiere überprüft und meiner Gruppe zugeteilt.
Am Gruppen-Parkplatz herrscht dann munteres Treiben, man begrüßt „alte und neue Gesichter“, die Hundeführer tauschen sich über die ersten Jagden und den Verlauf der „jagdfreien Zeit“ aus, manch neuer Hund wird begutachtet und herzlich begrüßt und alle Hundeführer verfallen in ihre „vorjagdlichen Routinen“: Ortungen werden eingestellt und gestartet, Westen parat gelegt, Warnhalsungen angelegt, usw. …
Da fährt ein weiterer, jagdlich „gepimpter“ Transporter vor, der anhand seiner bereits angelegten „Kampfmontur“ offensichtlich als Hundeführer anzusprechende Fahrer steigt aus und beginnt sofort damit, seine Hunde vorzubereiten.
Es öffnet sich die Schiebetür und wir blicken in eine Vielzahl von Hundegesichtern, die offensichtlich sämtlich der „Kampfhund-Szene“ zuzuordnen sind. Die Hunde sind zusätzlich mit abgewetzten Lederschürzen und breiten Halsungen versehen, wie ich sie bisher nur aus Videos von spanischen Monterias kannte.