Aber wie gut, es kam keine und ich musste mit meiner liebgewonnenen Tradition nicht brechen. Mit sauberen Händen zum Frühstück nach Hause. Läuft!

Nach dem gemeinsamen Frühstück, Grillen und Kuchen schnabulieren im Wald mit unseren Jagdfreunden geht es wieder raus. Neuer Sitz, neues Glück. Ich denke an die Dackel und hoffe insgeheim, dass sie mir von da oben vielleicht irgendwie ein Reh vorbeischicken könnten. Bei dem Gedanken daran muss ich schmunzeln.

Edgar, höchstwahrscheinlich übermotiviert, voller Tatendrang und Enthusiasmus, sucht, freut sich, rennt und Rudi, der König, ist genervt von dem fröhlichen Vasall, hält die Nase in den Wind, um dann zielstrebig in irgendeinen Busch zu stürmen und alles darin befindliche herauszuschmeißen.

Eine kleine Träne läuft mir die Wange herunter. Dann sehe ich im Augenwinkel eine Bewegung. War das die Träne oder was anderes? Vorsichtig nehme ich das Wärmebildgerät hoch. Oh, eine Silhouette von einem Reh. Aber was ist es? Ich tausche gegen das Fernglas. Hah! Ein Schmalreh. Das würde ja passen! Ganz verträumt tüdelt es zwischen den Buchen umher und will aus dem Wald in die Wiese wechseln.

Ich suche nach einer passenden Lücke. Da nicht, hier nicht, da auch nicht. Plötzlich kommt Bewegung in die ganze Geschichte, ein zweites Stück Rehwild taucht für mich aus dem Nichts auf und rumpelt mit dem Schmalreh zusammen den Hang hinunter. Sie drehen eine Runde in gestrecktem Galopp durch die Stangen und sind dann verschwunden.

Ich muss wieder schmunzeln und denken, dass meine Dackel von oben es wohl ein bisschen zu gut gemeint haben. Aber oh, die zwei Rehe kommen zurück!

Nun heißt es aufpassen, denn die Waldkante ist auch die Grenze. Das zweite Stück ist ein Jährlingsbock, aber er ist zu flott unterwegs und lässt sich auch nicht von meinem Pfiff beeindrucken. Er steht schon halb auf der Wiese. Das Schmalreh jedoch wird langsamer und bleibt stehen.

Was für eine Freude! Nicht nur darüber, dass es zum dritten Mal in 18 Jagdjahren geklappt hat, am ersten Mai (und der ist ja eigentlich ganztägig) ein Stück Wild zu strecken, sondern auch und vor allem darüber, das erste Stück im neuen Revier erlegt zu haben.

Alles neu macht der Mai - neue Saison, neues Revier und ein neuer kleiner Hund, den wir am ersten Wochenende im Mai abholen dürfen. Wenn das kein guter Anfang ist!


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