Der Mais stand verlockend in der Abendsonne an diesem Augustabend und mein Shirt roch noch leicht nach verglühter Grillkohle, als wir uns auf den Weg ins Revier machten. Wir waren etwas später dran als ursprünglich geplant, aber es war der letzte Abend unseres Besuches und wir wollten es entspannt angehen.
Eine Erwartung an Jagderfolg hatten wir sowieso nicht.
Seit 5 Tagen waren mein Mann und ich in Mecklenburg bei dem Freund eines Freundes zu Besuch und verbrachten unsere Tage mit Morgen- und Abendansitzen. Als Jungjäger war bereits die Einladung für uns etwas ganz Besonderes. Dass wir zudem alle Freigaben erhielten, die der Jagdschein hergab, fühlte sich beinahe etwas vermessen an.
So wollten wir unser Glück vor allem auf ein Schmalreh oder einen Bock probieren. Bei den vielen Hektar Mais im Revier vielleicht mit etwas Glück sogar Schwarzwild.
Doch bisher wurden wir zwar mit viel Anblick belohnt, eine Chance ergab sich aber dennoch nicht. Die Tage zuvor waren beharrlich nur Hasen, einiges an Raubwild und immer wieder ein Rudel Damwild auf sehr weite Entfernung aus dem Bestand getreten. Rehwild und Sauen ließen sich nicht ein einziges Mal blicken.
An jenem Abend schulterte ich meine Helix und machte mich neben meinem Mann und dem Jagdherrn auf den Weg zum Hochsitz. Das Holz des Schafts war von der Sonne leicht angewärmt und fühlte sich vertraut in der Hand an.
Mit Südwind im Gesicht war der Plan, dass ich auf einen Sitz in Nähe des Waldrandes gehe und der Jagdherr gemeinsam mit meinem Mann auf einen Sitz etwas näher am Mais. Der Boden war knochentrocken und jeder Schritt musste bedacht und langsam getan werden. Kleine Zweige, trockenes Gras und abgeworfene Kiefernzapfen knirschten unter den Schuhen, während wir uns langsam vorarbeiteten.
Der Plan war, bereits um 16 Uhr anzugehen, um dem Wild voraus zu sein. Es war aber fast halb sechs geworden, als wir beim Grillen noch den Geschichten aus dem Revier gelauscht hatten.
Deswegen blieben wir wie angewurzelt stehen, als wir auf knapp 500 Meter vor uns Damwild entdeckten. Es war bereits auf die Fläche ausgetreten und äste zwischen Wald und Bullenwiese.
Vier Stücke waren zu sehen, aber der Jagdherr wusste, dass dort noch einige folgen würden. Kurzerhand entschied er: Wir probieren es mit dem Damwild und suchen passende Spießer für uns.