Es vergehen 5 Minuten, 10 Minuten, der Standlaut reißt nicht ab…

Ich verliere die Geduld und verlasse laut rufend meinen Stand, um den Standlaut anzugehen. Als ich um die Ecke der Jagdschneise biege, sehe ich besagten Standnachbarn wild gestikulierend auf seinem Stand, immer wieder die Büchse in Anschlag nehmend.

Als er mich sieht, brüllt er „Hundeführer zu mir! Standlaut! Ein Hund hat eine kranke Sau gestellt!“ Ach, nee… Ich prüfe den Wind und wähle den für mich geigneten Weg aus, um mich dem Bail zu nähern. Er kommentiert das mit „Nicht daher, hier ist das, direkt vor mir…!“

Ich lasse mich nicht beirren und kann dann unbemerkt das Szenario betrachten: Winston verbellt lautstark eine etwa 50 kg schwere Sau mit einem tiefen Hinterlaufschuß. Immer, wenn die Sau einen Ausfall versucht, fasst er von hinten und versucht so, die Sau zu binden. Vorne am linken Teller hängt der besagte Terrier, mit einem dünnen Warn-Laibchen bekleidet und wird von der Sau immer schwungvoll von rechts nach links geschleudert.

In etwa 5 m Entfernung sitzt eine hochläufige, schwarze Bracke ohne jede Warnkleidung und macht (zu meiner völligen Verwunderung) … NIX, gar nichts! Weder bellt, noch stellt, noch fasst er, oder versucht sonst wie ins Geschehen einzugreifen.

Entweder ist der Hund unglaublich intelligent und vermeidet Kontakt zu wehrhaftem Wild, oder er ist noch sehr jung, bzw. unerfahren, oder er ist schlichtweg unbrauchbar…

Nun, ich muss die Situation nun lösen. Irgendwann hat der Terrier wohl genug vom Schleudergang und lässt los. Er fliegt im hohen Bogen in die Büsche und ich kann, da Winston gerade ebenfalls passend zur Seite gegangen ist, den sicheren Fangschuss antragen.

Der in 35 m Entfernung auf seinem Drückjagdbock beobachtende Hundeführer kommentiert das Ende des Bails mit „Waidmannsheil! Die habe ich aber nicht krank geschossen, meine Sau liegt hier vorne, sehen Sie dann, wenn Sie hier rauskommen…“

Ich drehe mich um, verwundert darüber, dass er nicht zuerst nach dem Befinden seines Hundes gefragt hat.

Nun muss ich mich aber sputen, hat doch die nun doch intelligente Bracke ihre Chance gewittert, meinem die Sau beutelnden Winston eine Kampfansage gemacht, und sich nun offensichtlich auf einen gepflegten Hundekampf eingestellt. Gleichzeitig mischt sich der Terrier ein… ich schnappe mir Winston und verlasse den Ort des Geschehens, bevor die beginnende Beißerei hier ausartet.

Ende der Saison, ich stehe in weiträumigen Buchenrauschen mit zwei etwa 30 m langen, schmalen Schneisen und einem einsehbaren, aber nicht zu beschießenden Stangenholz in meinem Rücken.

Hier konnte ich im letzten Jahr 2 Frischlinge strecken und einem krank anwechselnden Überläufer den Fangschuss antragen.


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