Im April blieb mir nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, wie sehr der schwarze Teufel mir wohl fehlen würde. Wir bekamen die Möglichkeit, in einem Revier einen Begehungsschein zu bekommen. So nutzten wir die ersten Tage im April, um Plätze für Kanzeln auszukundschaften, die Lebensgefahr war beschäftigt mit dem Bau von Sitzen und ich mit dem Führen der Oberaufsicht. Arbeitsteilung ist ja so wichtig…
Auch für mich eine tolle neue Erfahrung, hatte ich doch noch nie ein Revier neu „möbliert“ und genau untersucht, wo wohl ein Sitz oder eine Salzlecke oder eine Kirrung sinnvoll wäre. Gemeinsam mit Philipp habe ich bis jetzt immer nur in Revieren gejagt, wo er sich bereits bestens auskannte. Dieses ist für uns beide ein Sprung ins kalte Wasser. Aufregend.
Philipp baute 10 Ansitzeinrichtungen und obwohl wir an zwei Wochenenden nicht zu Hause waren, schafften wir es, bis zum 28. April alle Sitze zu stellen, zu verkleiden und dazu passend Salzlecken einzurichten. Ehrlicherweise bin ich sehr stolz auf meine sehr viel bessere und handwerklich so schlimm begabte Hälfte.
Und dann war es so weit.
Das schlimme Geräusch durchbrach die Stille des Schlafzimmers jäh. Ich denke an Edgar. Ihm wäre das nicht passiert. Dieser Hund war morgens so unfassbar fröhlich und wach, dass ich es kaum ertragen konnte. Er ist letztes Jahr im Sommer als erster zu seiner letzten großen Jagd aufgebrochen. Waren letztes Jahr um diese Zeit noch 3 Hunde unter der Decke zu finden, musste ich in diesem Jahr nur den grenzdebilen Terrier hervorpuhlen. Um so wenig Licht wie möglich an meine Augen und entsprechend auch an mein Hirn zu lassen, öffne ich die Lider nur zu einem sehr schmalen Schlitz. Der Terrier und ich verschwinden nach draußen.
Philipp sucht die Waffen zusammen, richtet das Frühstück für den Hund her und wartet geduldig, bis ich das erste Wort spreche. Er WEISS, vorher braucht er mich nicht anzusprechen. Alles einsteigen und los geht die wilde Fahrt.
Etwa 15 min später kommen wir im neuen Revier an. Gar nicht so einfach, sich im Dunkeln zurechtzufinden und sich vor allem daran zu erinnern, wo der Sitz denn nun stand. Zu meinem eigenen Erstaunen wurde ich gar nicht müde und blickte aufmerksam wahlweise durch Wärmebildgerät und Fernglas, um ja keine Chance zu verpassen.