In einer Gruppe von ambitionierten Jägerinnen gibt es meistens eine, die weniger (Jagd-)Glück hat als die anderen und manchmal kommt dann auch noch Pech dazu. Selbstverständlich freut sich jede für die andere und Neid ist in unserer kleinen Freundinnen-Familie kein Thema, aber wenn man so ganz mit leeren Händen nach Hause fahren muss, ist das trotzdem blöd.
Warum ich das so gut weiß? Na, weil ich ziemlich lange immer ohne Beute nach Hause gefahren bin, meine Heimreisen immer ziemlich lang waren und ich somit auch immer genug Zeit hatte, mich damit zu beschäftigen, WARUM es immer noch nicht geklappt hatte. Manchmal liegt es auch einfach nur daran, dass man keine Munition mitgenommen hat, aber das ist eine andere Geschichte…
Irgendwann war auch bei mir der Knoten geplatzt und ich hatte mein erstes Urlaubsreh gestreckt. Die Rückfahrt nach Hause schien wie im Fluge zu vergehen, was für eine große Freude! Mit so einem Erfolgserlebnis im Gepäck steigt natürlich auch die eigene Erwartungshaltung für das kommende Jahr, denn - wie bereits gesagt - niemand möchte ohne (essbare) Beute nach Hause fahren…
Zu unserer kleinen Reisegesellschaft gehört auch Christine. Sie ist ganz bescheiden und nimmt sich immer sehr zurück, weil sie niemanden vor den Kopf stoßen will. Sie gönnt allen anderen alles zuerst statt sich selbst. Ein ganz guter Mensch!
Jagdlich waren Christines und meine Erfolgsgeschichten mit vielen Parallelen: wir hatten beide wenig bis nüscht. Letztes Jahr dann unser gemeinsamer Durchbruch. Ein sehr trauriger Anblick eines Kitzes mit einer Vorderlaufverletzung und sehr markantem, auffälligen Verhalten. Geschossen hatte ich über einen Zielstock, nicht meine Paradisziplin, aber nun. Christine erzählte mir (ganz im Vertrauen), dass sie gar nicht über derlei Zielhilfen schießen möge, das sei ihr einfach alles viel zu wackelig und überhaupt traue sie sich nicht. Beim Aufbrechen „unseres“ Hasen-Rehs schmiedeten wir Pläne, wie wir im Jahr drauf richtig abräumen würden...