Plötzlich kam aus einer Ecke ein weiterer Bock auf die Fläche. Ein Wahnsinn, sowas hatte ich noch nicht gesehen. Tolli übrigens auch nicht. Hochkapital, dicke Stangen, auf einer Seite fast eine Schaufel. Da ich ja eigentlich nur einen Bock in Russland erlegen wollte und schon zwei lagen, konnte ich mich erst nicht entscheiden. Tolli wurde zunehmend unruhiger und versuchte mir mit Händen und Füßen zu erklären, dass so ein Bock einmalig wäre. Dann dachte ich, ach was soll's, man lebt nur einmal, und entschloss mich zum Schuss. Da lag er nun, definitiv mein Lebensbock, ich zitterte am ganzen Körper vor Jagdfieber und mein Jäger war vollkommen aus dem Häuschen.

Nach kurzem Warten gingen wir zum Bock und er war noch stärker als erwartet. Mit 1094 g ist es der stärkste Bock, der dieses Jahr hier erlegt wurde. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Wir holten Alex und seinen Jäger ab, anschließend wurde der Bock zerwirkt.

Sehr interessant, wie sie das hier machen. Erst wird er an einem Hinterlauf in den Baum gehängt, dann aus der Decke geschlagen und das Haupt abgeschärft, wie auch die Läufe. Anschließend die Blätter, erst dann wird er aufgebrochen. Der Schlund mit Lunge wird aufgehängt, Leber, Nieren und Herz in eine Tüte gepackt. Dann wird der Träger abgetrennt. Die Rippenbögen werden von innen an der Wirbelsäule am Knorpel durchtrennt und abgenommen. Der Rücken wird in zwei Teile zerlegt und zum Schluss die Keulen noch vom Becken getrennt. Das kommt dann alles in Tüten und in einer Wildwanne auf's Auto. Als wir fertig waren, fuhren wir ins Jagdhaus zurück, wo wir schon von den anderen erwartet wurden. Das Hallo war groß, und die Böcke wurden ordentlich bei viel Gelächter und Spaß totgetrunken. Jana, unsere Dolmetscherin, leistete hervorragende Arbeit und spricht perfekt Deutsch.

Nach einer sehr kurzen Nacht, ging es viel zu früh wieder auf die Elchjagd. Es war ein wundervoller Morgen mit viel Anblick, leider war kein Elch dabei. Ich hatte das Glück Birkwild balzend zu hören und Auerwild zu sehen. Zurück am Jagdhaus wurde gefrühstückt und dann ein kleines Schläfchen gehalten, wie eigentlich jeden Tag. Nach dem Mittagessen ging es um 15 Uhr wieder zum Ansitz raus. Das Wetter war diesen Abend sehr windig und regnerisch.

Aber nach Regen kommt bekanntlich wieder Sonne und so trat auch Rehwild aus. Zwei sehr starke Böcke ästen auf der Fläche vor mir. Was für ein Anblick, einfach unbeschreiblich. Als das Licht ging, verließen wir auch unsere Kanzel und wurden von Tolli und Alex abgeholt, der einen Bock erlegen konnte. Nach der Fahrt über die wirklich abenteuerlichen Wege, kamen wir pünktlich zum Abendessen am Jagdhaus an. Abends wurden immer die Böcke von den Vortagen gewogen, was jedes Mal sehr lustig war, da vorher jeder seine Tipps zum Gewicht abgab.


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