Ein Platz nach dem anderen und es war wie verhext, es war nicht mal einer zu hören. Also hieß es wieder aufsatteln und zum nächsten Platz fahren. Zwischendurch mussten wir immer mit dem Auto fahren, da die Entfernungen riesig sind, das Revier hat 150 000 ha, unvorstellbar für uns. Auf einmal macht Sascha eine Vollbremsung und ist ganz nervös, ich dachte was ist denn nun los, ich sehe überhaupt nichts. Er macht mir deutlich, dass ich aus dem Auto soll und die Waffe auf den Zielstock packen sollte, jetzt sah ich ihn auch. Ein Auerhahn saß 135 m vor uns auf dem Weg. Ich konnte den Hahn sauber erlegen und unser Abschiedessen sichern.
Wir haben schnell ein paar Fotos gemacht, da der Hahn ausschließlich zum Essen erlegt wurde und somit nicht als Trophäe mit nach Hause kommt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir wider mit dem Auto gefahren sind, kamen wir an dem Platz an, an dem ich meinen Lebensbock erlegt hatte. Wir richteten uns ein und Vitali fing an zu rufen. Unzählige Male rief er nach dem Elch, keine Antwort. Zwischendurch lauschten wir immer mucksmäuschenstill, ob wir ein Geräusch oder eine Antwort hörten. Nichts, wieder rufen. Auf einmal ein leises Knacken hinter uns, nur einmal. Sascha drehte sich vorsichtig um und rief: "Elch" Ich samt dem Zielstock umgedreht, geschaut wo er ist... da, ca. 80 m im Bestand vor uns. Ich suchte ihn im Glas und schoss, als ich ihn gefunden hatte, der Elch zeichnete, aber rannte los. Vitali rief: "Schießen, schießen, schießen!" Eigentlich vollkommen unnötig, ich hatte schon repetiert, den Elch im Glas und die Kugel flog ein weiteres Mal, ich repetierte wieder, der Elch lief weiter und wir hinterher. Als wir ihn wieder gefunden hatten, schoss ich noch einmal, dieses Mal ohne Zielstock, es musste schnell gehen.
Wieder habe ich repetiert und kurz vor einem weiteren Schuss fing er endlich an zu schwanken, gut, ich blieb drauf, musste aber kein weiteres Mal schießen. Der Elch brach mit einem lauten Krachen zusammen. Erleichtert sicherte ich die Waffe, ging in die Knie und wurde von so einem heftigen Jagdfieber geschüttelt, dass ich erstmal nichts mehr machen konnte. Meine russischen Jagdführer waren vollkommen aus dem Häuschen, sie umarmten mich und waren begeistert über die schnelle Schussabgabe. Das regelmäßige Training macht sich in solchen Situationen doch bezahlt. Man schießt einfach intuitiv und sicher. Nun traten wir an den Elch. Er war ein Koloss, ein ca. 250 kg schwerer, 11 Jahre alter Bulle, der zahlreiche Kampfspuren hatte und sicher schon dem ein oder anderen Jäger entkommen war. Ich war vollkommen abwesend und in einer gefühlt anderen Welt - mein erster Elch und dann gleich so ein kapitaler, das hatte allerdings in diesen Sekundenbruchteilen niemand gesehen. Da lag er nun, um 8.10 Uhr, hart erarbeitet mit insgesamt 86,4 km Pirsch in dieser Woche. Nun musste er noch irgendwie auf das Auto. Also machten wir Fotos und dann fingen die Beiden das Zerwirken an. Ich habe geholfen, wo es ging, und 1,5 Std später war das riesige Tier in handlichen Stücken auf dem Auto untergebracht.