Eine Träne rollte. Ich war noch nicht bereit…

In orkanartigen Böen gestikulierte Toni wild, versuchte mir weitere Erklärungen zu entlocken, aber ich verstand seine aufgeregten Worte nicht. Dann, ebenso plötzlich wie er sich in Rage geredet hatte, war er ganz ruhig, schnallte seinen Rucksack an, zwinkerte und sagte.“ Komm, das war einfach nicht dein Platz hier.“

Schweigend gingen wir hintereinander her und erklommen den allerletzten Winkel des Revieres. Unser Platz war in einer Latsche versteckt, es roch verdächtig nach Ziege, aber gesehen haben wir nichts. „Hock di nei und mach di fertig“ flüsterte er, „do kimmt glei oane“.

Hellseher oder was? Ich rollte mit den Augen und war froh, dass ich das Fernglas vor den Selbigen hatte, ich kann ja meine Launen nur schlecht verbergen… Ach du liebes Lottchen, da stand ja tatsächlich eine. Toni, Toni, da, da, da … ich nahm das Gewehr auf, suchte eine gute Position als Auflage und blickte durch das Zielfernrohr. Das war kein Kitz. Schade. Im Augenwinkel sah ich den alten Mann in aller Ruhe das Stück ansprechen und hörte dann „schieß“.

Deja vu, einen Schritt noch, einen zweiten noch. Der Punkt in der Optik verharrte auf dem Wildkörper, ich war bereit und schoss. Die Gams zeichnete, ich repetierte, war erneut im Ziel und dann knallte es neben mir. Die Gams brach zusammen. „Waidmannsheil“, sagte Toni, ebenfalls mit einer Träne im Augenwinkel.


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