Zurück zum heiligen Hubertus von Lüttich, der mancherorts gar zu den 14 katholischen Nothelfern gezählt wird, und besonders als Helfer gegen Tollwut „gerufen“ wurde. So sollte am Hubertustag gesegnetes Salz, Brot und Wasser gegen Hundebisse schützen, verbreitet war auch die Verwendung so genannter Hubertusschlüssel. Dieser war ein religiös-therapeutisches Instrument: Der geweihte Schlüssel wurde in einem Kohlepfännchen zum Glühen gebracht und in die Stirn gebrannt. Auch bei von tollwütigen Tieren gebissenen Menschen fand er Verwendung, indem mit dem glühenden Hubertusschlüssel die Bisswunde ausgebrannt wurde. Erst 1828 wurde die Anwendung des Hubertusschlüssels kirchlich verboten.

Anfangs sah ich in dem rücksichtslosen Jäger Hubertus, der geläutert der Jagd und allen weltlichen Genüssen abschwor, eine Fehlbesetzung als Schutzpatron der Jagd. Auf seine Zügellosigkeit folgte die totale Ablehnung, als bekennender Jäger mit Herz und Verstand sind mir diese beiden Extreme fremd. Doch kann die Figur des heiligen Hubertus auch als Mahnung gesehen werden, jagdliches Tun zu hinterfragen. Innehalten, Demut zu wahren, das Bekenntnis, dass gerade jagdlich gesehen der Gemeinzweck über den Eigennutz stehen muss, dazu sollte uns dieser besondere Tag veranlassen.

Ich würde mir wünschen, dass in Predigten der nun anstehenden Hubertusmessen, aber auch von den Laudatoren der darauffolgenden Feierlichkeiten deutlicher auf diesen Aspekt eingegangen wird.

Denn die extreme Wandlung des Hubertus, ist eine aktuelle Forderung, die von Jagdgegnern auch in Politik und Gesellschaft regelmäßig gestellt wird.

Von selbstregulierender Natur, mordgierigen, abenteuerlustigen Hobbyjägern ist die Rede, die Obsoleszenz als Mantra vor sich hergetragen. Nur indem wir auf pflichtbewusste, sachgemäße, respektvolle Art unserem Waidwerk nachgehen, können wir die nichtjagende Bevölkerung von unserer Aufrichtigkeit überzeugen.

Möge uns das Schicksal Sankt Hubertus erspart bleiben.

Foto rechts: Die Bekehrung des heiligen Hubertus. Meister von Werden (Werkstatt des Meisters des Marienlebens), um 1463–1480


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