Als naturblonde Norddeutsche hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt keinen gesteigerten Wert auf den Abschuss einer Gams in meinem Jägerleben gelegt. Warum auch, gibt’s ja zu Hause nicht und Reh schmeckt doch bestens. Wenn ich Ziege gewollte hätte, wäre ich zu unseren Nachbarn gefahren und hätte mich dort bedient, doch ich wollte ja keine!

Aber ich hatte auch kein Verlangen nach dem Abschuss eines Murmels gehabt, bis ich die Möglichkeit bekam darauf zu waidwerken und am Ende war es doch so unfassbar schön. Vielleicht würde diese Gamsgeschichte ja auch so enden. Wer weiß das schon… Mit gemischten Gefühlen sagte ich also zu und erntete einen „Juchizer“ von der anderen Seite der Leitung, die im Anschluss darauf unterbrochen wurde. Anfang August ging es auf die Hütte. Das Wetter war traumhaft, sonnig, warm, die Landschaft einfach beeindruckend – wenn da nicht diese Berge wären… Mit dem Spektiv konnten wir einiges an Gams von der Hütte aus beobachten. Sehr interessant diese Wildart und putzig anzusehen, wie die Kitze vollkommen ohne Angst mit dem Kopf voran die Berge herunterspringen, in Geröllhaufen hinein, diesen ins Rutschen bringen und davon unbeeindruckt weiter ihre tollkühnen Sprünge versuchen.

Der Plan war schnell geschmiedet. Wir wollten morgens früh aufsteigen, Gams suchen und finden und zack(!) ein passendes Kitz erlegen. Angeblich sei das keine große Sache und auch die Gams so wohlerzogen, dass diese relativ regelmäßig an den speziellen Plätzen anzutreffen seien. Guter Plan, wie ich fand. Hörte sich nach Spaß an und auch schon viel weniger anstrengend, als gedacht. Prima, prima, prima! Am Morgen hatten wir ausgiebig gefrühstückt und dann nur das Notwendigste in den Rucksack gepackt. Mit der Waffe zusammen ist es dann doch ein ganz schönes Gewicht. Aber Jammern hilft ja nix, und ein bisschen hatte mich dann auch der Ehrgeiz gepackt. Wollte ich doch mit meinem knapp 20 Jahre älteren Beständer mithalten und nicht so kläglich scheitern wie bei meiner Erstbesteigung.


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