Nach der Wahl der richtigen Aufzuchtsmilch ist der richtige Fütterungsabstand zu beachten. Auch dieser variiert von Art zu Art. Die meisten jungen Säugetiere müssen regelmäßig im Abstand weniger Stunden gefüttert werden – rund um die Uhr! Haben die Tiere ein gewisses Alter erreicht, kann der Abstand vergrößert und zusätzliches artgerechtes Futter angeboten werden.

Es empfiehlt sich, während der Pflege ein Pflegeprotokoll zu führen, in dem Fundumstände, Verletzungen, Fütterungsmengen, das Gewicht des Tieres usw. vermerkt werden. Regelmäßige Gewichtskontrolle sowie Konsistenz und Farbe des Kots können Aufschluss über den Zustand des Tieres geben, daher sollte man immer ein Auge darauf haben. In dem Protokoll wird auch jede Gabe von Medikamenten notiert. Katzenopfer benötigen für mindestens sieben Tage ein spezielles Antibiotikum, das in den meisten Fällen oral verabreicht werden kann. Das hier beschriebene Vorgehen soll nur einen Einblick in den Umfang der Wildtieraufzucht geben und häufig gemachte Fehler verhindern. Neben einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen, verlangt eine Aufzucht enorm viel Zeit und Geld. Tierärzte sind entgegen der weitläufigen Meinung nicht verpflichtet, Wildtiere umsonst zu behandeln. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Jungtieres sollte man sich bereits Gedanken um das weitere Vorgehen machen. Ist das Tier nach erfolgreicher Aufzucht groß genug, kann man es nicht einfach wieder in den Wald setzen, sondern sollte es fachkundig in einem ausreichend großem Auswilderungsgehege auf das Leben in der Natur vorbereiten. Manche Arten wie Wildschweine und Wildkaninchen dürfen in Deutschland nicht ausgewildert werden, auch hier sind frühzeitige Gedanken zur späteren Unterbringung ratsam.

Aus diesen Gründen ist eine Übergabe oder Kooperation mit einer Wildtierstation immer in Betracht zu ziehen. Die Aufzucht und Pflege von Wildtieren wird weder im veterinärmedizinischen oder biologischen Studium noch in der Tierpfleger- oder Jagdausbildung ausreichend behandelt. Wildtierstationen können dagegen auf langjährige Erfahrung, fachlichen Austausch und Fortbildung zurückgreifen und stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite. Oft arbeiten sie in Kooperation mit einem Tierarzt und können geeignete Medikamente und Behandlungsmaßnahmen empfehlen. Dies ist vor allem nötig, wenn die zur Aufzucht aufgenommenen Jungtiere bereits seit einiger Zeit unterversorgt sind.

Foto: Sandra Reitenbach


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