Wie sollte ich meine Arbeit erledigen, wie konnte ich irgendwie mein Gesicht wahren?

In meiner puren Verzweiflung fiel mir der Akkuschrauber ins Auge. In meinen Ohren klangen noch die Worte von meiner wahrlich besseren Hälfte, dass Stufen einer Ansitzeinrichtung keinesfalls geschraubt gehören, aber ich ignorierte das einfach. Der kleine rote Traktor bog schon um die letzte Kurve- jetzt aber fix. Wie ein Profi versenkte ich alle Schrauben in die Latten der Stufen zum Sitz und kam richtig ins Schwitzen dabei.

Schnell die Spuren beseitigen, irgendwie lässig an einen Baum lehnen und hoffen, er merkt es nicht. Natürlich hat dieser Plan nicht funktioniert. Philipp lachte herzlich mit mir, nahm mich fest in den Arm und fragte, ob wir diesen Sitz nicht „krummer Hund“ nennen wollten. Und als ich gerade etwas von Salz in Wunden reiben sagen wollte, verkniff ich es mir, denn ich begriff einmal mehr, dass ich mit diesem Mann an meiner Seite wohl das große Los gezogen hatte.

Der krumme Hund ist der neue Lieblingssitz von Philipp. Von 10 Ansitzen sitzt er ungefähr 9-mal dort. Auch dann, wenn er sich eigentlich fest vorgenommen hatte, woanders zu sitzen, es zieht ihn immer wieder dorthin.

An einem Abend im November saß er wieder dort. Aufgrund eines späten Termines konnte ich leider nicht mit und wartete zu Hause.

Knapp mit dem Dunkelwerden brummte das Telefon. Durch den sporadisch vorhandenen Empfang im Wald konnte ich nur Bruchstücke verstehen und setzte mir aus den Worten „Reh, Lunge, nicht, Berti vielleicht?“ die Nachricht zusammen, dass ich wohl mit den Hunden zum ihm kommen sollte. Also raus aus der Schlabberhose, rein in die Jagdklamotte, die Hunde ins Auto, Schweißleine eingepackt und los.


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