Die Bocksaison ist da. Bei uns in Tschechien beginnt sie erst am 16. Mai, so müssen wir etwas länger geduldig sein, als die meisten Jäger in den Nachbarländern. Die Nervosität vor dem ersten Jagdtag ist bei vielen deutlich zu merken. Einige sind diskussionsfreudiger, andere hibbelig und aufgeregt. So oder so gilt es noch die letzten Tage mit der Familie zu genießen, bevor man sich früh morgens davon schleicht und erst in der Dunkelheit wieder kommt. Im letzten Jahr hatte ich in unserem Revier einen Jährling frei. Schon im April habe ich angefangen nach einem passenden Jungspund zu suchen. Mein Sohn Vojta war selbstverständlich oft dabei. Es hat gar nicht lange gedauert bis wir einen passenden Knöpfler entdeckt hatten – er tauchte immer wieder bei der Reviergrenze auf, zog aus dem Wald und rannte zügig ins sichere Feld. Zirka 200 m entfernt von dem Wald steht ein neuer Hochstand, von dem wir ihn ansprechen konnten. Der Bock war ziemlich schwach, die winzigen Spieße hatten nur ein paar Zentimeter. Seinem Verhalten nach, hat er schon oft Ärger mit seinen stärkeren Verwandten bekommen und wirkte so ängstlich und auf der Hut. Im Feld, geschützt vom hohen Bewuchs, fühlte er sich sicherer.
Mein Sohn war sich sicher, dass es überhaupt kein Problem darstellen würde, diesen Knopfer zu erlegen. Er sei schließlich jung und dümmlich. Ich habe ihn sofort ermahnt frühzeitige Schlüsse zu ziehen. Die Jährlinge sind oft schwerer zu bejagen, als die anderen Böcke, da sie eigentlich durchgehend auf der Reise sind – und wachsam und heimlich in muscheligen Revierecken zu finden sind.