Auch aus eigener Erfahrung weiß ich wie schwierig es sein kann im Wald seinen Rehwildabschuss zu erfüllen und dass man hier notgedrungen nach Zahl vor Wahl jagt. Auch unter dem Aspekt der angestrebten Naturverjüngung und anderer wirtschaftlicher Belange ist dies nachvollziehbar für jeden der die Materie kennt. Dass nach Meinung vieler Forstjäger man aber außerhalb des Waldes nach selbigem Vorgehen jagen müsse, verstehe ich nicht im Geringsten.
Warum soll also ein Feldjäger, dessen Bestand zahlenmäßig passt und der keine Not hat seinen Abschuss zu erfüllen, nicht selektiv vorgehen? Warum soll er sich nicht daran erfreuen, wie Trophäen stattlich heranwachsen, wie sich die Gesamtkonstitution des Bestandes verbessert und das Wildbretgewicht steigt? Und wenn er einem Recken über Jahre dabei zugesehen hat, wie er seinen Teil zu körperlich gesunden, gut veranlagten Nachkommen beigetragen hat und seinen Zenit überschreitet, darf er doch auch seine Freude an der Trophäe haben - mit manch schöner Erinnerung. Hauptziel der Hege muss wohl gemerkt ein gesunder, auf die Umgebung angepasster Bestand mit ausgeglichenem Geschlechterverhältnis sein, die Trophäenqualität ist nur ein Nebenprodukt, die sich dann von ganz allein ergibt.
Verändernde Jagdgesetze als Abschreckung zu nennen, obwohl praktisch sämtliche in letzter Zeit neu aufgelegten Jagdzeiten, die Schalenwildbejagung vereinfachen bzw. stärken, wirkt in diesem Zusammenhang schon zynisch. Ebenso die angesprochene Großrudelbildung, die doch durch den von Staatsforsten geforderten Jagddruck (Pirschbezirke von 100 Hektar jagen nicht im Intervall, sondern haben Mühe und Not ihren Abschuss zu erfüllen) und die auch von vielen Förstern gut geheißene Rückkehr bzw. Ansiedelung des Wolfes mit verantwortet wird.
Sicherlich ist ein Rehbock auf einer Drückjagd genauso beunruhigt wie alles andere Wild, die Frage ist nun, ob man im Januar überhaupt noch Drückjagden im Wald abhalten sollte…
Der provozierte Rickenabschuss durch Schonung der Bockkitze ist reine Unterstellung. Im Gegenzug könnte man behaupten, auf Forstjagden würde dies durch die Freigabe allen Rehwildes provoziert, da im Zweifel dann eben alles adulte weibliche Rehwild ein Schmalreh war. Frei nach dem Motto „Kommt sie alleine, fällt sie“.