Die Nacht war kurz und an viel Schlaf war nicht zu denken. Kreisten meine Gedanken immer wieder um das Geschehen der Nacht und den grob begangenen Fehler von mir.
Der Wecker erlöste mich von meinen Gedankengängen und wir packten zwei unserer Hunde ein. Meine inzwischen 11 jähriger Labradorrüde, mit einiger Erfahrung in der Nachsuche und unseren 4 jährigen Parson Russel Terrier, welcher eine unwahrscheinlich gute Nase hat und ein sehr verlässlicher Nachsuchenhund geworden ist. Am Ort des Geschehens angekommen, zeigte ich Christine erst einmal, von wo aus ich geschossen habe und natürlich sah es im Hellen noch dümmer aus, dies konnte ich auch dem Blick meiner Frau entnehmen.
Also Aston, den Terrier, ans Geschirr gelegt und ab zum Anschuss. Beide waren wir sicher, dass dies nur eine Kontrollsuche wird, hatten wir ja das mögliche Schussfeld im Hellen betrachtet und die dicht stehenden Äste des Gestrüppes wahrgenommen.
Der Hund bögelte in gewohnter Manier um den Anschuss und nahm seine Suche auf. Zielstrebig folgte er einer Fährte, welche uns im schlammigen Boden der Kirrung ein deutliches Trittsiegel einer flüchteten Sau zeigte.
Er begab sich in den angrenzenden Hang mit Altholz und verhoffte nach 10 m. Was nun?
Ein deutliches Verweisen des Hundes ließ uns den ersten Tropfen Schweiß wahrnehmen. Der Hund folgte weiter der Fährte und verwies bis zur Reviergrenze, welche ungefähr 300 m entfernt war, noch einige Male Schweiß. An der Grenze angekommen, waren wir nun sicher, dass die Sau eine Kugel hatte, aber eben auch noch Leben in ihr sein könnte. So entschieden wir uns für den Abbruch der Suche und den Anruf beim Reviernachbarn, welcher gleichzeitig auch Betreiber einer Schweißhundestation ist und uns schon mehrfach helfen konnte.
Nun hieß es wieder warten und die Gedanken kreisten, an das Schlimmste denkend. Die Sau liegt krank in einer Dickung und muss vom Nachsuchengespann gestellt oder aufgemüdet und gehetzt werden, nur weil ich leichtfertig und erfolgsverwöhnt geschossen habe, ohne mich zu vergewissern, wo genau ich stand. Jeder Waidmann, der in ähnlicher Situation war, kann sicher nachfühlen, wie es einem in diesem Wissen geht.