So sollte ich also als kleiner Nachzügler alles flott hinten drauf werfen und den anderen zügig nachstellen, um den Anschluss nicht vollständig zu verlieren. Gottseidank hatte ich ein Nachtsichtgerät in besagter Tasche - so konnte ich den Vorsprung der anderen etwas leichter wieder aufholen.

Glücklich beseelt und leichten Fußes sollte ich nun als letztes Glied der Kette hinter den anderen herpirschen, als Max plötzlich etwas sagte, was bei mir jedoch aufgrund des vorbeifahrenden Nachtzuges akustisch nicht ankam und so konnte ich gar nicht anders, als es meiner plötzlich ganz und gar nicht mehr leise pirschenden, sondern sprintenden Gruppe nachzutun - sonst wäre mein soeben noch stolz aufgepirschter Vorsprung ja schon wieder Geschichte und ich schon wieder die Bummelletzte. Dirk stupste mich vorsichtig vor sich und sorgte somit dafür, dass ich, kleiner und mittlerweile auch etwas müder Nachzügler, also nicht mehr das Schlusslicht bildete, sondern ein Mittelglied der Kette war - wir wollten ja niemanden in der Dunkelheit verlieren.

Lange sollten wir nicht mehr durch die Finsternis pirschen. Plötzlich hielten Mama und Max vor uns inne, hoben die Hand. Da war er - ein einzelner Überläufer, klar ansprechbar, der nicht zu der eindeutig erkennbaren Bache und ihren Frischlingen gehörte. Keiner von uns traute sich mehr recht zu atmen, die Müdigkeit war längst Passé, während vor uns leise der Pirschstock aufgebaut und sich eingerichtet wurde. Bloß keine unnötigen Geräusche aus den hinteren Rängen.

So laut die beiden Eichelhäher nur wenige Stunden zuvor gewesen seien mögen, so beeindruckend leise verhielten sich nun wir vier doch deutlich größere Säugetiere. Es sollte nicht lange dauern, da bracht der Schuss schon in der Stille der Nacht. Der Blick durch die Nachtsicht bestätigte - der Überläufer lag! 
Es folgte die Pflege von Brauchtum und Tradition. Hierzu gehörend die, für mich, von Tochter zu Mutter wirklich sehr ergreifenden Übergabe des Erlegerbruchs. Somit kam die Nacht zu einem wirklich wunderschönen Ende im Mondschein.

Überwältigt und ein wenig müde machten wir uns wieder in Richtung Heimat auf. Die Krümel der Scones im Gepäck, das Rezept für den Pflaumenkuchen am nächsten Tag schon auf der Fahrt raussuchend. Denn… alle guten Dinge sind drei – und so auch die Anzahl der Tage unseres kleinen Jagdurlaubs, der bereits am nächsten Tag weitergehen sollte.


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