Aika kam springend, voller Freude und bellend auf mich zu. Auf die Frage „Hast du was gefunden?“, wollte sie mich direkt zu dem Kadaver zurückbringen und ich rannte ihr hinterher was das Zeug hielt. Am Kadaver gab es nur Aika und mich, und natürlich ihre geliebte Geflügelwurst.
Plötzlich standen auch schon alle Prüfer und Zuschauer um uns. Auch wenn niemand etwas sagte, sprachen die Gesichtsausdrücke Bände.
Es gab einen kleinen Happen zum Mittag und wir fuhren ins 30 Minuten entfernte Gatter nach Hohenbucko. Dort angekommen, machte sich wieder der Teufel auf meiner Schulter breit und ließ es mir schlecht werden. An diesem Tag kamen mir die beiden auserwählten Sauen auch besonders spritzig vor.
Eine Kollegin aus der Gruppe wollte ihren Hund auf die Sau aufmerksam machen und lockte diesen mit „Wo sind die Sauen?“. Aika hörte dies natürlich auch und fing an zu zittern. Ich sah unsere Chancen schon davonschwimmen. Plötzlich war auch schon unser Moment gekommen. Die Prüfer standen auf einem kleinen Berg mitten im Gatter, um auch wirklich alles sehen zu können.
Die Zuschauer standen am Rand. Es gab eine kurze Einweisung. Hund schnallen, Sauen finden und anjagen lassen und dann auf Kommando abrufen. Kaum löste sich Aikas Strick, war sie auch sofort im Jagdmodus und verbellte die Sauen wie eine Große. „Das wird nie was, Sarah!“ – dachte ich mir. Und plötzlich erklang das Kommando hinter mir „Abrufen!“. Jetzt war wohl der Moment gekommen, an dem ich einmal in meinem Leben „Mann“ sein musste.
Ich ließ den Brüller meines Lebens los. „AIKA!“, ertönte es wahrscheinlich durch das ganze Gatter bis hin zum nächsten Dorf, und Aika schlug sofort die Handbremse ein und kam freudig zu mir zurück. In dem Moment waren wohl alle freudig schockiert. Wer hätte das gedacht. Einen Hund in solchem Modus abgerufen zu bekommen. Ich leinte sie an und verließ zügig das Gatter.
Nachdem alle durch waren, kam es auch schon zur Auswertung durch die Richter. Und was soll ich groß um den heißen Brei herumreden. Eigenlob stinkt, aber Aika und ich wurden in den Himmel gelobt. Selbst von dem JGHV Richter und Wachtelzüchter. Keiner von den anwesenden Personen hätte gedacht, dass ich diesen Hund im Gatter von den Sauen abgerufen bekomme. Aika bewies auch das stärkste Anzeigeverhalten. Aika, meine zarte Stöberhündin ohne Papiere aus Österreich, machte mich in diesem Moment wohl zur glücklichsten Hundeführerin auf Erden und ich konnte meine Tränen kaum zurückhalten.
Diese Ausbildung war wohl mit eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. In diesem Sinne möchte ich mich noch einmal recht herzlich bei meiner Gruppe und meinen Ausbildern Angelika und Frank bedanken!