Nun wird die Strecke gelegt.
Ich persönlich finde diese Tradition des jagdlichen Brauchtums sehr wichtig und finde es gehört einfach zum Abschluss eines erfolgreichen Jagdtages dazu. Ob nun dabei die komplette Strecke wieder aus der Wildkammer geholt werden muss, oder man aus Wildbret hygienischen Gründen nur ein Stück pro Wildart auf dem Tannengrün bettet, ist dabei den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Da gibt es für mich kein falsch und kein richtig.
Zum Beispiel bin ich regelmäßig zu einer revierübergreifenden Jagd, wo gesammelt das Wild von mehreren Schlachtern aufgebrochen und sauber versorgt wird und bei passender Temperatur dann auch komplett auf die Strecke gelegt wird. Oft war hier die Strecke über 70-80 Kreaturen groß und gab somit ein imposantes Streckenbild ab. Nach dem Verblasen wurde die gesamte Jagdstrecke dann von einem Wildhändler direkt vom Platz abgeholt. Wo solch eine Logistik nicht möglich ist, sollte man vielleicht heutzutage die andere Option wählen.
Aber zurück zu dieser Jagd im Nordosten, wo auch der traditionelle Rahmen zum Ende dieses Tages passte. Schwedenfeuer an den Ecken, Bläser, Treiber und Hundeführer, sowie die Jagdleitung und die Schützen rund um die bunte Strecke, so wie es sich gehört, gesäumt. Die Brüche werden verteilt und die dazu gehörigen Signale erschallen. Ein paar Worte zu den Besonderheiten folgen, z.B. der Jungjäger mit seinem ersten erlegten Stück und der nasseste Treiber, bevor abschließende Worte des Dankes an alle Helfer und Teilnehmer dieser Drückjagd gerichtet werden.
Die eingangs schon beschriebene besondere Jagdkameradschaft zeigt sich auch hier. Jeder weiß eigentlich, wer diesen Tag so erfolgreich gemacht hat, denn was wären wir ohne unsere Jagdhunde. Der beste Schütze, der beste Stand nützt nichts, wenn nicht gut gedrückt wird und das Wild dort nicht passend vorbeikommt. Da auch der Jagdleiter passionierter Hundeführer ist und weiß wie schwierig und anstrengend so ein Gelände sein kann, wenn man es richtig durcharbeitet und nicht nur auf Wegen drumherum geht, sind diese ehrlichen Worte des Dankes nicht nur Bestätigung für die heutige gute Arbeit, sondern auch Motivation für den nächsten Jagdtag. Jagd vorbei, Halali…
Bei aller Veränderung der Jagd, wo aktuell viel Technik und auch zum Teil ein anderes Verständnis zum Thema Jagdethik Einzug hält, ist so eine gut organisierte und traditionell durchgeführte Drückjagd ein sehr ursprüngliches Jagderlebnis, das es zu bewahren gilt. Ich bin nach so einem Tag meist sehr beseelt, wenn ich dann abends zuhause vorm Kamin mit meinem vierbeinigen Jagdbegleiter liege und die Szenen dieser Drückjagd mit und bei Freunden nochmal Revue passieren lassen kann.