Liebe Leserinnen und Leser,

waren Sie schon einmal im Jagdurlaub? Damit meine ich nicht unbedingt eine Reise in das Ausland, sondern auch gerne im Heimatland. Ich war sowohl in Deutschland, als auch über unsere Grenzen hinaus in jagdlichen Urlauben - auch wenn ich mir das bis vor einigen Jahren nie hätte vorstellen können, das ist aber ein anderes Thema.

Neben den neuen Eindrücken, die man gewinnt und den unvergesslichen Erlebnissen, die man erlebt, ist für mich eine Sache bei solchen Reisen ganz besonders: das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Dabei ist es egal, ob ich zwischen Sanddorn und Wasser in der Dübener Heide sitze, über vertrocknetes Gras in Namibia pirsche oder im strömenden Regen in Irland die „Berge“ hoch und runter laufe. Ein Gefühl nicht zu wissen, ob Montag oder Donnerstag ist, was eigentlich die Mädels-Clique zuhause macht oder ob Mama immer noch Nichtraucherin ist - all das ist völlig aus meinem Kopf. Wer glaubt ein Jagdurlaub wäre pure Erholung, der war noch auf keinem. Früh morgens aufstehen, Kilometer pirschen, frühstücken und dann nicht in den verdienten späten Vormittagsschlaf sinken, sondern Fahrradfahren, spazieren gehen, das nächste Café besuchen... dann wieder essen, jagen, essen, schlafen. Sie merken, es ist anstrengend. Zu keinem Zeitpunkt habe ich Lust auf irgendwelche Social-Media-Beiträge, noch habe ich Lust mir Zeit dafür zu nehmen. Jeden Tag passieren so viele Geschichten, dass man aus jedem Tag einen Artikel machen könnte, der Handyspeicher platzt bald vor wunderschönen Erinnerungsfotos und doch möchte ich sie - zumindest vorerst - mit kaum einen teilen.

Ich komme gerade aus meiner alljährlichen Usedomwoche mit noch sechs weiteren Jagdfreundinnen zurück und wieder ging es mir 7 Tage genauso wie oben beschrieben. Ich hatte weder ein Gefühl für Zeit, noch für das, was sonst in meinem Leben jeden Tag präsent und wichtig ist. Stattdessen habe ich morgens auf meiner fast zu späten, aber dann doch noch passenden Pirschrunde am Deich entlang der Peene den immer gleichen Hasen guten Morgen gesagt, den Gänsen auf dem geernteten Rapsacker gelauscht, das Entenpaar angekündigt, bevor es abgestrichen ist, weil es immer an der gleichen Stelle sitzt. Auch die Kühe, Kälber und der durchaus stattliche Herr Papa bekamen stets ein paar freundliche Worte von mir zu hören, denen sie aufmerksam lauschten und eigentlich hofften, dass ich ihnen was schmackhaftes zu Essen mitbringe. An der zweiten Hecke meiner Runde stand eine Ricke mit zwei Kitzen, eine Kurve weiter, lagen 4-6 Stück Rehwild in der Sonne und ließen sich den Tau auf der Decke trocknen. Ach, welch Idylle. Nur der WhatsApp-Chat mit den Mädels vor Ort war lebhaft und lebendig. Wie sehr genieße ich die Zeit auf solchen Reisen, wo die einzigen Sorgen sind, ob man ein Schläfchen macht oder mit den Hunden geht. Ein Nachtisch oder zwei nimmt oder die Flinte oder Büchse führt. Sollten Sie dieses Gefühl nicht kennen und ich versichere Ihnen, das gibt es, es ist nicht nur märchenhaft dahin erzählt, dann schnappen Sie sich Ihren Partner oder ein paar gute Freunde und lernen Sie es kennen.

Auch mein Labrador, der mir gerade die Füße wärmt, dabei leicht bellt und mit den Läufen zuckt, ist sicher gerade dort, wo wir einen Bocki gefunden, einen Fuchs apportiert und ein Dami gesucht haben...

Ich wünsche Ihnen alles Gute und viel Anblick! Ein herzliches Waidmannsheil Ihre Alena Steinbach


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