Ich fände es nicht richtig zu behaupten, dass Carlo einfach „nur“ dumm sei.
Ich spreche sehr gern von einer Inselbegabung- zugegebenermaßen eine sehr kleine Insel, aber immerhin etwas. Sitz, Platz, Bleib- absolute Fehlanzeige (auch jetzt noch). Er kennt seinen Namen und versteht (oftmals) „Komm“. Eine fremde Umgebung bringt ihn total aus dem Konzept. Mit sieben Jahren lernte er schwimmen. Vorher ist ein einfach immer untergegangen wie ein Stein, weil er das mit der Beinarbeit irgendwie nicht verstanden hatte.
Im Garten verfolgt er Radfahrer und Trecker die gesamte Länge des Zaunes entlang in atemberaubender Geschwindigkeit- jedoch ausschließlich mit einem Spielzeug im Fang. Ist das Spielzeug nicht in „greifbarer Nähe“, sucht er es und läuft dann am Zaun entlang- auch ohne Radfahrer oder Trecker, die sind ja schon vorbei…
Im Wald zeigt er jeden Wechsel zuverlässig an. Er arbeitet kurze Fährten. Leider hat er überhaupt keine Ahnung, was er da tut.
Ich gebe es trotzdem nicht auf, nach weiteren Inseln zu suchen, die sich vielleicht eines Tages zu einem Atoll zusammenschließen und sich dann doch noch etwas Spektakuläres aus dem Hund entwickeln könnte.
Mitte 2017 verschärfte sich die Situation für Carlo-Berti erneut. Ein neuer Hund zog ein- Edgar. Carlo ist ganz toll im Umgang mit anderen Hunden, so auch mit dem Welpen. Am Ende Edgars Einzugstages spielten beide im Garten und ich hatte große Freude. Der nächste Morgen brachte eine Überraschung. Es schien, als würde Carlo den Welpen gar nicht mehr erkennen. Er ging auf Abstand, taxierte den kleinen kurzbeinigen Mitbewohner und war nur schwerlich zum Spielen zu animieren.
Das Verhalten besserte sich den Tag über und am Abend war wieder alles bestens. Wie schön, nun hat er es begriffen! Nein, hatte er nicht. Das Spielchen ging etwa sechs Wochen so weiter, am Morgen war das Kurzzeitgedächtnis wie ausgelöscht und die beiden mussten sich wieder neu kennenlernen.
Fast ein bisschen wie in dem Film „und täglich grüßt das Murmeltier“.