Da Carlo nur das Leben in einer Zwingeranlage gewohnt war, musste er nun ganz viel Neues lernen. Die ersten Nächte verbrachte er (aufgrund nicht vorhandener Stubenreinheit) in einer Box. Er wirkte vor allem morgens völlig teilnahmslos, beinahe etwas weggetreten. Wie sich nach wenigen Nächten herausstellte, schlief er nicht in der Box, sondern saß einfach nur da und wartete.

Der daraus resultierende Schlafmangel führte soweit, dass er während des Laufens im Garten einfach umfiel und dann schlief. Was also tun, damit der arme Hund nachts schlafen kann? Nachdem Rudi auch im Bett schlief (darüber mag man nun denken, was man möchte), entschloss ich mich, auch den Terrier in selbiges zu holen. Völlig überfordert mit der Situation machte sich der Hund steif wie ein Brett, ließ aber alles über sich ergehen.

Rudi schien zu merken, dass Carlo etwas Unterstützung brauchte und kuschelte sich mit dazu. Es dauerte noch etwa 2 Minuten, bis sich der Terrier zu beruhigen schien, er atmete tief durch, schloss die Augen und schlief ein. Dieses Problem hatten wir also gelöst.

Die Tatsache, dass der Eckpfosten des Treppengeländers im ersten Stock nicht grundsätzlich dort verbaut wurde, um angepinkelt zu werden, konnte Carlo jedoch überhaupt nicht begreifen.

Insgesamt schien es, als würde Carlos Gehirn über Nacht auf null zurückgesetzt werden. Alles was am Vortag noch erlernt und selbstverständlich war, schien am nächsten Morgen wie weg gewischt.

Selbstverständlich musste Carlo auch erst lernen an der Leine zu gehen. Eine harte Bewährungsprobe für meine Nerven. Um es kurz zu machen- es dauerte ein Jahr bis Herr Speckberger begriff, was dieses störende Halsband mitsamt der angehängten Leine, nebst hinterher stolpernder Person von ihm wollte.

Der absolute Super-Gau stellte sich für den Terrier ein, wenn sich die Leine um seinen Allerwertesten spannte. An Weiterlaufen war dann nicht mehr zu denken. Ich musste zu ihm zurückgehen, ihn von dem Folterinstrument befreien und dann höflich bitten, den eingeschlagenen Weg mit mir weiterzulaufen. Nach fünf Jahren hat er nun begriffen, dass er sich nur in die entgegengesetzte Richtung drehen muss, um sich selbstständig aus seiner misslichen Lage zu befreien.

Ich werte das als Erfolg.


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