Liebe Leserinnen und Leser,
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

sicherlich haben Sie in den vergangenen Wochen die Diskussion über die mögliche Legalisierung der Bogenjagd in Berlin mitbekommen. Deutschlandweit wäre es das erste Mal, dass die Jagd auf Wild mit dem Bogen erlaubt ist. Der Bürgermeister von Kleinmanchow will so die Jagd in seinem Stadtteil auf Wildschweine vereinfachen. Seiner Meinung nach, wäre die Gefahr von einem Bogen deutlich geringer, als die von einer Kugel. Es gäbe keine Splitterwirkung, keinen so weitläufigen Gefahrenbereich und auch die „Lautstärke“ eines Bogenschusses wäre im Vergleich zu einem Büchsenschuss ein großer Vorteil. Durchaus verständliche Argumente.

Wie stehen Sie zur Bogenjagd im Allgemeinen, ich gehe davon aus, dass selbst wenn es in Großstädten zukünftig Ausnahmeregelungen gibt, es sich das keinesfalls ausweiten wird, sodass wir in 10 Jahren statt mit der Waffe, mit dem Bogen im eigenen Revier zur Jagd gehen können. Allerdings gibt es in Deutschland eine nicht unbedeutende Anzahl an Bogenschützen, die im Ausland mit dem Bogen jagen oder hier in Parcours üben. Vor einigen Jahren war ich strikter Gegner der Bogenjagd. Warum sollte man zu längst vergangenen, überholten und „untermotorisierten“ Waffen greifen, wenn man so jagen kann, wie wir es können. Auch empfand ich die Wirkung eines Bogens gegenüber einer Kugel als nicht ausreichend. Doch wenn man sich mit der Thematik beschäftigt, merkt man schnell, dass die Argumente, die gegen die Bogenjagd sprechen relativ schnell entkräftet werden. Ein schlechter Schuss ist schlichtweg schlecht und kann langes Leiden mit sich führen, dabei ist es aber egal, ob es ein fehlplatzierter Pfeil oder Büchsenschuss ist, oder? Auch das Argument, dass die Tiere länger leiden und die Wirkung nicht ausreicht, entspricht eindeutig nicht den Erfahrungen von Bogenjägern aus der Praxis. Videos zeigen, dass Tiere oft gar nicht mitbekommen, dass sie beschossen wurden. Meist zucken sie kurz zusammen oder fliehen wenige Meter und schauen sich dann verwundert um, bis sie aufgrund des Blutverlustes zusammensacken und tot sind. Eine erstaunliche Wirkung, die ein Pfeil auf Wildschweine, Elche aber auch Büffel haben kann. Ich war wirklich beeindruckt. Selbstverständlich muss – was die Entfernung angeht, große Disziplin gewahrt werden, da an einem Bogen kein Ballistikturm vorhanden ist und so nicht auf fast unendliche Entfernungen hoch geklickt werden kann. Doch auch diese Form der Disziplin, die Ruhe, Vorsicht und Ausdauer die man dabei beweisen musst, finde ich sehr reizvoll. Der Trend immer weiter von dem anvisierten Beutetier zu sein, gefällt mir persönlich nicht. Man verliert den Bezug zum Tier und riskiert mehr, die Nahe Distanz bei der Bogenjagd wäre da genau das Gegenteil. Ein bisschen „back tot he roots“, wie man so schön sagt.

Wie sieht Ihre Meinung aus, schreiben Sie mir gerne. Ich würde mich über Rückmeldung freuen.

Ein herzliches Waidmannsheil
Ihre Alena Steinbach

alenasteinbach@wirjagen.de


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