RWS HIT Short Rifle

Die Tendenz zu kurzen Läufen bei Repetierbüchsen lässt sich markenübergreifend beobachten. Insbesondere das weit verbreitete Kaliber .308 Winchester ist auch bekannt dafür kurze Läufe bis 45 cm und weniger zu vertragen, ohne großartige Präzisionsverluste. Die Standardmunition ist allerdings für Läufe von 60 cm Länge ausgelegt. In Folge dessen muss mit Leistungseinbußen an Mündungsenergie- und geschwindigkeit gerechnet werden, außerdem schlagen meist flammenwerferartige Feuerzungen aus dem Lauf. Lauter Mündungsknall, stärkere Abnutzung von Schalldämpfern, sowie eine eingeschränkte Wirksamkeit des Geschosses sind weitere Folgen.

Nachdem Hornady schon seit 2010 seine Short Barrel Munition anbietet um diese Nachteile auszugleichen, hat RWS als erster deutscher Munitionshersteller im letzten Jahr eine Short Rifle Patrone entworfen. Das HIT in der Short Rifle Variante ist neben dem Kaliber .308 Win. (9,7 g) auch in 8x57 IS (10,4 g), 30-06 (10,7 g) und .300 Win. Mag. (10,7 g) erhältlich. Die Munition im Kaliber 9,3x62 (16,2 g) ist angekündigt.

Durch eine auf kurze Läufe abgestimmte Laborierung, offensiv abbrennendes Pulver und leistungsstarke Anzündhütchen stehen Geschossgeschwindigkeit und –energie auch aus kurzen Läufen nicht hinter den werksseitigen Angaben zurück. Das Geschossgewicht wurde dafür noch einmal verringert und an die Short Rifle Laborierung angepasst. Durch das vollständige Verbrennen des offensiv abbrennenden Pulvers im Lauf, werden Mündungsfeuer, Schalldämpferverschleiß und Präzisionsverluste reduziert.

RWS selbst hat die neue Munition in 15 Laborierungen getestet und die Ergebnisse auf ihrer Homepage veröffentlicht. Getestet wurden vier Repetierbüchsen und eine Kipplaufbüchse mit 5 unterschiedlichen Lauflängen zwischen 40 und 66 cm. Die V0 der RWS Short Rifle HIT lag bei den Lauflängen 40 – 60 cm rund 9% über dem Durchschnitt. Die E0 der RWS Short Rifle HIT lag bei den Lauflängen 40 – 60 cm rund 11 - 12% über dem Durchschnitt.

Wir haben in einem eigenen, kleinen Testlauf diese Messungen überprüft. Mit einem MagnetoSpeed V3 wurde die Standardpatrone, sowie die Short Rifle Version des RWS HIT im Kaliber .308 Win. aus einem Repetierer mit 47 cm Lauf gemessen.

Bei einer Schussfolge von je 5 Schuss, zeigte das normale HIT-Geschoss im Schnitt 4 – 7 Prozent Leistungseinbußen gegenüber der Packungsangabe.

Das Short Rifle HIT wiederum lag im Schnitt 7 bzw 8 Prozent über den Werten der Standardlaborierung.

Diese neue Munition ist also nicht nur ein Marketinggag, sondern hat sicherlich ihre Berechtigung. Künftig wird die Produktpalette wohl noch erweitert werden und auch andere Munitionshersteller werden wahrscheinlich nachziehen. Inwiefern die Abweichungen tatsächlich jagdlich relevant sind, hängt natürlich stark von den eigenen, ganz individuellen Gegebenheiten ab.

In der Praxis hat sich die Munition zumindest bewährt, aus der Strasser RS Solo Evolution, mit 47 cm Lauf, im Kaliber .308, haben alle beschossenen Stücke im Knall gelegen. Die Wildbretschonung war dabei immer sehr moderat. Wer ein Gewehr mit kurzem Lauf und in einem der angebotenen Kaliber hat, der macht aus rein technischer und praktischer Sicht auf jeden Fall mit dieser Munition nichts verkehrt. Die beschriebenen Vorteile müssen es einem aber auch wert sein, die Schachtel mit 20 Schuss in .308 Win schlägt mit ca. 80 € zu Buche.


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