Eine, meiner Meinung nach, neue Form des Brauchtums sind Erlegerfotos, zumindest in der Masse und Häufigkeit. Früher wurden sicher nur die stärksten Trophäen gemalt oder fotografiert. Heute ist es durch Smartphones und Tablets sehr viel einfacher jedes erlegte Tier in Form eines Fotos „festzuhalten“. Man kann in jagdarmen Zeiten noch einmal in Erinnerung schwelgen und sich am erlegten Stück und der Geschichte dazu erfreuen. Sie sind aus unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Ob in sozialen Netzwerken, oder beim Treffen mit anderen Jägern, man kommt an ihnen nicht vorbei und warum sollte man auch. Jedoch müssen auch hier die Grundsätze des Brauchtums und der Waidgerechtigkeit erhalten bleiben. Die Achtung vor der erlegten Kreatur bekundet man nicht nur durch die Vergabe des letzten Bissens oder der Totenwacht, nein, auch ein Erlegerfoto muss diese Achtung zum Ausdruck bringen. Besonders dann, wenn wir diese Fotos der Öffentlichkeit preisgeben und sie in sozialen Netzwerken zur Schau stellen. Es spricht nichts dagegen dies zu tun, jedoch sollte es eben die Grundsätze unseres Brauchtums achten.
Das Brauchtum beschreibt eine jahrtausendalte Tradition und trägt entscheidend dazu bei, das Waidwerk als die älteste Zunft der Menschheit zu erhalten. In unserem jagdlichen Leben ist es noch heute, trotz Einzug modernster Mittel, verwendbar. Das Beherrschen der Bruchzeichen hilft uns in Gebieten mit wenig oder gar keiner Netzabdeckung Zeichen oder Hinweise zu geben. Die Jägerkleidung signalisiert dem Spaziergänger wer wir sind und die Jagdsignale, mittels Jagdhorn, können noch immer der Verständigung untereinander dienen. Brauchtum lebt von der Anwendung und Beachtung, deren Pflege und Weiterentwicklung. Das die Jagd sich im Laufe der Zeit verändert und Jagdmethoden und Jagdmittel sich entwickeln, bedeutet nicht, dass die Jagd nicht immer noch die gleichen Ziele verfolgt und von einer bestimmten Gruppierung in der Bevölkerung betrieben wird, welche nach wie vor ihr Handwerk erlernen muss und eine starke Verbundenheit zur Natur hat. Diese Gruppe von Menschen sollte voller Stolz zeigen zu welcher Zunft sie gehört und welche Verantwortung zum Erhalt von Natur und Artenvielfalt sie trägt. Besonders in unserer Zeit, welche oft von urbanem Denken geleitet wird und welche für unser Handwerk wenig bis gar kein Verständnis zeigt, ist es wichtig den Schulterschluss zu wahren und Einigkeit zu demonstrieren. Wie sollte dies besser gehen, als Bräuche zu pflegen und zu leben.