Der Jägerschlag, Jägerlatein, Jagdaberglaube, Schüsseltreiben und Waidgeschrei werden zum Brauchtum gezählt. Nicht zu vergessen das Jagdgericht, welches ursprünglich den Sinn hatte, auf die Einhaltung des Brauchtums und der Waidgerechtigkeit zu achten und Verstöße zu ahnden. In den vergangenen Jahrzehnten wurde dies leider oft ad absurdum geführt und für Trinkgelage missbraucht.

Ein sehr wichtiger Bestandteil des Brauchtums ist auch das Verhalten gegenüber erlegtem Wild. Uns meist bekannt im Zusammenhang mit dem Legen einer Strecke. Jedoch gehört hier nicht nur diese Ehrerbietung dazu, sondern ebenso kann man die Totenwacht, den letzten Bissen und den ehrenvollen Umgang mit der erlegten Kreatur dazu zählen.

So wie die Jagd sich im Laufe der Zeit ändert, wird sich auch das Brauchtum ändern und neue Sitten und Gebräuche entstehen, ohne dabei die bereits Vorhandenen zu vergessen – zumindest hoffe ich das. Das Brauchtum kann nur leben, wenn es von Jäger zu Jäger weitergegeben wird und es im täglichen jagdlichen Gebrauch umgesetzt wird. Hier trägt, wie bei allen Bräuchen, die ältere Generation stets die Verantwortung der Weitergabe und des Vorlebens unserer Bräuche. Der jungen Generation obliegt die Verantwortung der Annahme und der Entwicklung des Brauchtums, stets unter der Beachtung des Ursprungs und des Ziels dieses.

In unserer Gegenwart umgibt uns das Brauchtum mehr oder weniger stark. Von außen betrachtet stelle ich häufig fest, dass es oft nicht in den Köpfen aller Waidgenossen verankert ist. Dies kann man an Streckenplätzen nach Bewegungsjagden sehen, bei erlegtem Wild ohne letzten Bissen, bei der Unterhaltung mit anderen Jägern und den oft schon schmerzenden Ausdrücken wie: „Hast Du was aufs Kreuz gelegt?“ und nicht zuletzt an der Anzahl der Jagdhornbläser bei Gesellschaftsjagden.


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