Es kam dann wie es kommen musste. Dieser Hund, ich habe ihn Rudi genannt, zog bei mir ein. Ab diesem Zeitpunkt war nichts mehr wie vorher. Alle meine Versuche dem Tier Anstand beizubringen, scheiterten kläglich. Ich biss auf Granit bei dem Versuch, den ach so treuen Gefährten ausbilden zu wollen. Rudi entschied selbst etwas zu lernen, oder eben nicht. Ich lernte Geduld- oder eben nicht. Aber ganz langsam wurden wir doch zu einem Team. Ich lernte Rudi zu lesen (oder auch nicht, weil er weg war) und Rudi entschied, ob er die von mir genannten Forderungen erfüllen wollte und wann der dafür passende Zeitpunkt sei.

Ich frage mich ganz oft, was Rudi wohl sieht, wenn er in den Spiegel schaut. So wie er sich aufführt, wenn jemand (oder etwas) in unseren Tanzbereich kommt, muss der Hund im Spiegel unfassbar große Ausmaße haben. Rudi verfügt über einen hochgradig ausgeprägten Beschützerinstinkt. Diesen erbte er von seiner Mutter. Ist ihm ein Mensch sympathisch, darf dieser unseren Garten, unser Haus, unser Auto und/oder unser Leben betreten. Auch ein etwaiges Streicheln kann unter Umständen zugelassen werden. Vielleicht. Wenn Rudi einen guten Tag hat. Er entscheidet auch höchst eigenständig, wer ihm unsympathisch ist. Ich kann das nie vorhersagen. Wie auch, ich bin schließlich kein ausgebildetes Orakel oder mit Martin Rütter verwandt.

Rudi und ich absolvierten einige Prüfungen aus dem Teckellager mit Erfolg. Wir lernten ebenfalls, dass es bei „Hardcore-Teckelführern“ nur 2 Arten von Hunden gibt: 1. Teckel, 2. hohe Hunde. Menschen, die „nur“ einen Hund haben, kann man maximal als „Hundeführer“ bezeichnen. Das ist es dann aber auch. Menschen mit einem krummbeinigen, rauh-, lang- oder kurzhaarigen, wurstähnlichen Hund sind ausnahmslos und immer „Teckelführer“. Ein Begriff, der voller Ehrfurcht (sie bemerken das Wort „Furcht“) und Demut (hier enthalten das Wort „Mut“, nicht aufgeben!) ausgesprochen wird.

Rudi und ich waren lange unter uns. Für männliche Mitmenschen in unserem Leben war (und ist) es schwer, hier mit meinem Best Buddie Freundschaft zu schließen. Er würde sein Leben für mich geben. Er gibt immer alles für mich.

Die jagdliche Erfüllung finden meine angeschafften 90-cm-Arschloch beim Stöbern auf Drückjagden. Rennen, suchen und finden bis zum Horizont und gemeinsam mit Mutti Beute machen, das ist seins. Wir wurden Teil einer Stöberhund-Gruppe und bestritten voller Freude so viele Drückjagden wie möglich. Spitzen Leben während der Saison!


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