Reisebericht Schweden
Jagdgeschichten

Reisebericht Schweden

Text: Matthias Kleinschmidt
Bilder: Matthias Kleinschmidt

Dass Jagen bekanntlich verbindet, ist sicherlich nicht neu, aber es beeindruckt mich immer wieder, welch tiefe Freundschaften durch die gemeinsame Passion Jagd entstehen.

So verbindet einen Arbeitskollegen und mich neben den Herausforderungen des beruflichen Alltags auch die Jagd. Viele gemeinsame Gespräche führten wir und tauschten uns aus. Schnell wurde klar, ein gemeinsames jagdliches Erlebnis durfte geschaffen werden. Die Auswahl ist groß und vielfältig, Möglichkeiten in Deutschland gibt es einige und auch das Nachbarland Polen bietet Jägern eine Vielzahl an jagdlichen Möglichkeiten.

Wir entschieden uns jedoch für ein nicht ganz alltägliches Jagdland: Schweden.

Die Jagd auf Elch ist sicherlich vielen geläufig und lässt sich wunderbar mit der Jagd auf Raufußhühner kombinieren. Dabei sind es im Wesentlichen das Birk- und Auerwild, welches hier bejagt wird. Der Reisezeitpunkt war im Oktober, es war also mit Regen und Kälteren Temperaturen zu rechnen. Auch auf den ersten Schnee galt es sich einzurichten.

Und so startete unser gemeinsames jagdliches Abenteuer mit der Planung. Hier sollten die lokalen gesetzlichen Grundlagen beachtet werden, die jedoch bei der Organisation mit einem Veranstalter in der Regel übernommen werden. Wesentlich sind ein Europäischer Feuerwaffenpass, eine schwedische Jagderlaubnis und eine Einladung. Von einer detaillierten Beschreibung möchte ich an dieser Stelle Abstand nehmen. Wichtig bleibt festzuhalten, dass sich jeder rechtzeitig mit den Vorgaben und Gegebenheiten beschäftigen sollte.

Aufgrund der Entfernung Deutschlands nach Schweden ist die Anreise ein weiterer wichtiger Planungsinhalt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sowohl die Anreise mit dem Flugzeug als auch dem PKW sind möglich. Letztere lässt sich ebenfalls durch die Nutzung der Fähre kombinieren. Bei einer kompletten Anreise mit dem PKW ist eine Übernachtung zwischen Göteborg und Jönköping sinnvoll.

Unser erster Reisetag führte uns durch Norddeutschland und Dänemark und endete mit der einer Übernachtung in Göteborg direkt an der dänisch-schwedischen Grenze.

Bis zu diesem Punkt waren die landschaftlichen Eindrücke geprägt von norddeutscher Tiefebene, den Weiten und dem flachen Land Schleswig-Holsteins, dass sich in Dänemark fortsetzt. Vielmals trafen wir auf Landwirtschaft, kleinere Waldgebiete und große Weiten.

Mit der Fahrt durch Schweden änderte sich das Landschaftsbild grundlegend. Die Wälder wurden größer und die Landschaft hügeliger. War sie am Anfang noch von Mischwäldern dominiert änderte sich dies mit der Reise nach Norden schlagartig. Charakterisieren ließ sich der Wald nun durch Nadelgehölze und einen dichten Unterwuchs aus Flechten, Moosen, Heidelbeeren und Preiselbeeren. Hier stieg einem der Geruch von Nadelholz und frischem nassen Moos in die Nase.

Die Vegetation muss langen Frostperioden und den Schneemengen standhalten und ist daher eher niedrig gewachsen, mit der Ausnahme der hohen Bäume.

Aufgelockert wurde die Natur durch kleinere Siedlungen und Städte. Vielfach stachen die meist roten Holzhäuser heraus. Die Filme und Bücher von Astrid Lindgren wurden lebendig und greifbar und man wartete förmlich auf einen Michel aus Lönneberga am Straßenrand. Das Gefühl von Freiheit, Gelassenheit und scheinbar unendlicher Größe machte sich breit. Das finale Ziel der Reise lag in der Nähe der Stadt Sveg etwa 600 km nördlich von Göteborg.

Die letzte Etappe der Fahrt war eine circa 45-minütige Fahrt von der Hauptstraße durch den Wald abseits der Zivilisation und auch des Handynetzes.

Es wartete der Blick auf ein kleines Holzhaus und einen See sowie eine sicherlich typisch schwedische Sauna mit Zugang zum See. Die Übernachtung im Holzhaus mit zwei größeren Schlafsälen und Stockbetten sowie einem kleinen Holzofen war unser „Zuhause“ für die kommende Woche.

Zu beachten ist, dass es weder fließendes Wasser noch feste sanitäre Einrichtungen gab und der Strom aus einem Generator erzeugt wurde und daher begrenzt war.

Neben mir und meinem Jagdfreund waren wir eine Gruppe von ca. 15 Waidmännern. Die Gruppe war eine bunt gemischte Vielfalt unterschiedlichen Alters und jagdlichen Hintergrunds. Ein weiterer sehr charmanter Nebeneffekt dieser Reise hier also der Austausch mit bisher unbekannten Menschen. Aber, wie sicherlich jedem vorstellbar, ging bei so vielen Jägern der Gesprächsstoff nicht aus.

Bei der Ausrüstung ist auf wetterfeste Kleidung zu achten. Wie bereits oben erwähnt, waren die Temperaturen zwischen – 3 und 8 Grad Celsius. Ebenfalls hatten wir regnerische Tage und den ersten Schnee. Da es sich bei der Elchjagd um eine Form der Drückjagd handelt, sind Warn- und Signalkleidung zu tragen.

Ein hochwildtaugliches Kaliber sowie die Nutzung eines Repetierers empfehlen sich ebenfalls, um schnell handeln zu können. Für die Jagd auf Raufußhühner empfehlen sich eine Flinte und eine Waffe eines kleineren Kalibers, beispielhaft 17 HMR oder 22 Hornet.

Um Wild besser und schneller zu sehen, rate ich dazu ein Wärmebildgerät mitzuführen, da der Bestand zwischen Hochwald und Dickungen wechselt.

Gejagt wurde ausschließlich vom Boden - ein Sitz und Zielstock sind daher gute Begleiter. Wer ein Garmin besitzt, ist gut beraten dieses mitzuführen, um auf die GPS-Daten der eingesetzten Hunde zugreifen zu können.

Die Jagd auf Elch, glich unserer Drückjagd, jedoch mit deutlich weiteren Abständen zwischen den einzelnen Ständen und dem Einsatz weniger Hunde. Pro Tag wurden einzelne Bereiche des knapp 4.000 ha großen Reviers bejagt. Hierfür wurden 2 – 3 Treiben durchgeführt. Für das Treiben werden 1-2 Jämthunde eingesetzt. Diese gingen langsam die jeweilige Parzelle ab und lösten sich dabei weit vom Führer. Die Hunde jagten stumm, bis sie an Wild kamen und waren daher nur Sichtlaut. Ziel der Hunde war es den Elch langsam, aber stetig in Bewegung zu bringen oder falls möglich zu stellen.

Hier konnte dann einer der Waidmänner hinzugerufen werden, um den Elch zu erlegen. Geführt wurden die Hunde von jeweils einem sehr erfahrenen schwedischen Jäger, die die Begleitung und Führung von Jagdgästen in der Freizeit durchführen und hierzu im Spätsommer, Herbst und Teilen des Winters unterwegs sind.

Ein wesentlicher Unterschied zur deutschen Drückjagd war der Anblick von Wild. Dies war durch die vorkommenden Wildarten, aber auch die Wilddichte begründet.

So weit im Norden finden sich neben Elchen hauptsächlich Wölfe, Braunbären, den Raufußhühnern, vereinzelte Füchse und in sehr seltenen Fällen Rehwild.

Bei Schneemengen über einem Meter, die teilweise mehrere Monate als geschlossene Decke liegen, wird an die Wildtiere eine besondere Anforderung gestellt, der nicht alle Arten gerecht werden.

Ich genoss die unglaubliche Landschaft und Ruhe, die vereinzelt durch das Bellen des Hundes oder den Anblick eines Vogels durchbrochen wurde. So kam in den ersten 3 Jagdtagen leider kein Elchwild in Anblick. Frische Losung machte aber allen Hoffnung doch noch gemeinsam zum Erfolg zu kommen.

Einen ersten Erfolg hatte die Gruppe am Ende des 3. Jagdtags. Im letzten Treiben des Tages wurde ein Elchbulle in einer größeren Wiese gesichtet, die allerdings außerhalb des Jagdreviers lag. Alle waren nun für den 4. Jagdtag voller Vorfreude und gespannt - die Motivation war zurück.

Am 4. Jagdtag war es dann am Nachmittag soweit - eine Elchkuh war im Treiben. Die Hunde waren deutlich zu hören. Auch in der Nähe meines Standes kamen Sie vorbei. Allerdings hinter einer Kuppe in ca. 300m Entfernung. Plötzlich vielen kurz hintereinander zwei Schüsse. Spannung lag in der Luft - waren die Schüsse erfolgreich? Konnte die Elchkuh erlegt werden? Am Ende des Treibens dann die Auflösung - die Elchkuh lag.

Freude für den Erleger machte sich breit. Elchjagd heißt in meinen Augen das Teilen mit anderen Freuden, da die Dichte des Wilds so gering ist und gemeinsam der Erfolg erarbeitet werden darf.

Die Elchkuh fiel ca. 800 – 1000m im Bestand abseits des Weges. Die Bergung war nochmals ein kleines Abenteuer in sich. Mit Quad, einem Team von 6 Mann und einer Bergewann, die doch deutlich größer ausfiel als die uns bekannten, gelang es uns gemeinsam die Elchkuh zum Weg zu bringen. Gemeinsam erarbeiteter Erfolg, um die ca. 250 kg große Elchkuh zum Weg zu bringen.

Diese großen Tiere in Europa in freier Wildbahn zu haben ist schon sehr beeindruckend und lässt mich mit Staunen zurück. Am Abend wurde die Erlegung gemeinsam, wie auch in Deutschland üblich, „tot getrunken“ und weitere Details des Jagdtages ausgetauscht. Die Spannung und auch Erleichterung aller Beteiligen aber vor allem der Führer lag spürbar in der Luft. Da auch die Jagd gemeinsam geführt wurde, wurde auch die Beute geteilt. So blieben bei diesem großen Stück für jeden ca. 10 kg Fleisch, die jeder mit nach Hause nehmen konnte.

Elch schmeckt meiner nach weniger nach Wild als nach einem sehr natürlichem und intensiven Rindgeschmack. Eine absolute Delikatesse, die ich vom Grill oder auch als Braten sehr empfehlen kann.

Die Jagd auf Elch in Schweden wird ergänzt durch die Möglichkeit der Jagd auf Raufußhühner. Vornehmlich Auer- und Birkwild. Die Jagd wurde als Pirsch mit Flinte oder kleinerem Kaliber ausgelegt. Die Hühner fanden sich in der Abend- oder Morgenstunde nahe dem Weg und konnten hier im Baum oder auf dem Boden erlegt werden. Meist saßen die weiblichen Stücke in kleinen Gruppen und die männlichen Tiere allein. Es wurde auf den Wegen gepirscht und mit Fernglas oder Wärmebild die Raufußhühner ausgemacht. Waren diese im Anblick, hieß es möglichst leise auf Schussdistanz zu kommen.

Die Ergänzung und Möglichkeit diese Jagd in die Elchjagd zu integrieren, machte die Reise aus meiner Sicht sehr vielfältig. Die Hühner sollten nur erlegt werden, wenn sie im Anschluss auch für eine Präparation vorgesehen waren. Die Dichte beider Arten war sehr gut, sodass die Aussicht auf Erfolg durchaus gegeben war.

Neben der Jagd und der Natur ist Schweden wie andere nordische Länder für das Thema Sauna bekannt. Die Unterkunft am See wird um eine typischen Holzsauna ergänzt. Nach einem langen und kalten Jagdtag war dies der perfekte Abschluss und machte den Charme dieses besonderen Naturerlebnisses rund. Ebenfalls sind es die gemeinsamen Abende ums Feuer bei denen Jagdgeschichten ausgetauscht wurden und nur das Knistern des Feuers und unsere Worte die Stille der Weiten der schwedischen Wildnis durchbrechen ein bannendes und unvergessliches Erlebnis.

Abschließend kann ich die Reise nach Schweden auf Elch und Raufußhühner jedem Jäger empfehlen, der gerne nochmals seine jagdliche Vita durch ein besonderes Naturerlebnis in einer Gruppe erweitern möchte. Auch wenn die Aussicht auf eine jagdliche Erlegung sicher geringer ist, als beispielsweise bei einer Bock- oder Rotwildjagd sind das Erlebnis, die Natur und Gemeinschaft aus meiner persönlichen Sicht die Reise wert.

Kostenseitig beginnt eine solche Reise bei circa. 2.300 Euro inklusive der Anreise und Übernachtung. Dies kann jedoch je nach Veranstalter stark abweichen.


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