Krähen sind beeindruckend intelligent, aber bei Jägern und Landwirten wenig beliebt. Die Gründe für die Animosität: Krähen richten nicht nur Schäden an Saat und Ernte an, sondern sind auch potente Prädatoren – ihnen fallen Junghasen, Rehkitze und Bodenbrüter-Gelege zum Opfer. Weidetierhalter finden auch so manches von Krähen getötete Lamm auf der Wiese… Die regelmäßige Krähenjagd ist deshalb ein wichtiger Hegebeitrag. Der Haupteffekt liegt auf der Vergrämung von Brutpaaren und vagabundierenden Junggesellenschwärmen.
Um drei Uhr morgens rappelt der Wecker und die Kaffeemaschine beginnt zu röcheln. Wir treffen uns in einem stadtnahen Revier am Rande des Naturschutzgebietes Rieselfelder bei Münster. In so einem urbanen Umfeld ist Jagd immer eine sensible Angelegenheit, darum ist besonders verantwortungsvolles Verhalten gefragt, sonst hat man ruckzuck Jagdgegner und Behörden am Bein.
Das Parken der Autos ist schon die erste Möglichkeit, den Erfolg zu riskieren: Die „Singvögel“ sind so schlau, fremde Fahrzeuge mit Gefahr zu assoziieren, daher werden die Wagen nicht zu nah am Geschehen abgestellt. Der Tarnstand sollte möglichst in die Botanik integriert oder bereits länger im Voraus installiert werden, denn neue Objekte erregen immer das Misstrauen der klugen Krähen.
Die Auswahl an Krähenlockern ist riesig – die an unbrauchbaren Modellen auch. Nicht wenige klingen eher wie Donald Duck mit Halsweh. Mit diesem hier bekommt man schnell „gute Gespräche“ mit dem Schwarzgefiederten.
Bei den „Lockis“ – den Attrappen, mit denen das Lockbild inszeniert wird – ist darauf zu achten, dass die Oberfläche nicht glatt, sondern matt beflockt ist, da die glatten Kunststoff-Krähen unnatürlich glänzen und den Bluff sofort verraten. Notfalls kann man auch schwarze Socken über die preiswerteren glatten Modelle ziehen, diese sollten aber nicht frisch gewaschen sein: Krähen können UV-Licht sehen und damit Waschpulverrückstände erkennen (Wie Haarschuppen im Disco-Schwarzlicht). Das gilt auch für unsere Kleidung.