Und nun fängt es an problematisch zu werden. Damit ist dann jede Art der Ausbildung oder Einwirkungsmöglichkeit, die Schmerzen verursacht, nach der neuen Verordnung verboten. Schmerz im Sinne des TierSchG ist eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung (…) vgl. Kurt Reifenberg, Schmerzen, Leiden, Schäden.
Klar ist, dass zum Beispiel auch der Einsatz eines Stockes, wie es früher häufig praktiziert wurde, danach nicht mehr möglich ist. Aber wie ist das mit dem leichten Druck auf die Lefzen, um den Hund bei Beginn der Apportausbildung dazu zu bringen, dass Apportel zu halten. Auch dies muss beim Hund einen gewissen Schmerz verursachen, denn er öffnet aufgrund des Druckes seinen Fang. Es muss ihm also einen kurzzeitigen Schmerz-/Druckimpuls verursachen, der ihn dazu bewegt, seinen Fang zu öffnen.
Ich persönlich würde aus dem Bauch heraus sagen, dass dieser Fall von der Regelung nicht mit umfasst ist. Schließlich müsste dann auch der Einsatz entsprechender Gebisse beim Reiten ebenfalls verboten und könnte zumindest bei manchen Pferden nicht mehr verwendet werden, da diese die Gebisse nur mit zum Teil erheblichem Druck aufnehmen.
Aber eine sichere Definition gibt uns die Verordnung nicht mit an die Hand. Aus der Begründung der Verordnung ergibt sich auch nicht, welche Ausbildungsmethoden der Gesetzgeber tatsächlich verbieten wollte. Hier täte der Gesetzgeber gut daran, dies klarzustellen.
Die Entwicklung durch die neue Tierschutz-Hundeverordnung ist jedoch klar. Die zulässigen Einwirkungsmöglichkeiten auf Hunde bei der Ausbildung und der späteren Jagd werden weniger. Alte Ausbildungsmethoden müssen daher hinterfragt und neue Ausbildungsmethoden entwickelt werden, die nach Möglichkeit mit möglichst wenig Einwirkungen auskommen. Denn anderenfalls wird möglicherweise auch für uns Jäger die Ausbildung, so wie für die Schutzhunde der Polizei, möglicherweise zukünftig unmöglich. Diese Entwicklung zeigt jedoch auch: um die Ausbildungsmethode mit der lebenden Ente wird es auch zukünftig nicht ruhiger werden und ihre Abschaffung wird weiter und wieder diskutiert werden.
Rechtsanwalt Jan Hindahl, Kanzlei Scharf. Rechtsanwälte in Celle.
Foto: Inga Haase von Flain Fotografie