Zero Compromise – keine Kompromisse
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Zero Compromise – keine Kompromisse

Text: Carola Rathjens
Bilder: Carola Rathjens

„Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen.“ (Wikipedia)

Ein Kompromiss hat also etwas mit Verzicht zu tun und ein Verzicht ist die Aufgabe eines Anspruches. Wer sein Unternehmen „Null Kompromisse“ nennt, der impliziert, dass er nicht bereit ist, auf irgendetwas zu verzichten, seine eigenen Ansprüche zurückzunehmen oder bei Verhandlungen mit Partnern von den eigenen Prinzipien zurückzuweichen. Stark. Das muss man sich erstmal trauen.

Andererseits vermittelt ein solcher Name den Anwendern, dass sie ein qualitativ hochwertiges Produkt bekommen, mit dem sie selbst in der Verwendung, Handhabung und Bedienung keine Kompromisse eingehen müssen. Auch sehr selbstbewusst. Und wer ist das nun, der so souverän in der Namensgebung ist und wofür überhaupt?

Sie haben kein Bild von Zero Compromise und deren Zielfernrohren vor Augen und der Name des österreichischen Herstellers sagt Ihnen nichts? Dem kann und soll jetzt Abhilfe geschaffen werden: ZCO ist ein junges, aufstrebendes Team von Spezialisten aus der Optik- und Mechanik-Industrie, das 2018 in Österreich und USA gegründet wurde. Der Firmensitz ist Österreich und der Anspruch nicht geringer als „das beste Zielfernrohr der Welt zu bauen“.

Wer sich im viel umkämpften und mehr und mehr von Niedrigpreisprodukten überspülten Markt der Zielfernrohre durchsetzen will, der muss sich etwas einfallen lassen.

Wie viele andere, hat sich auch Zero Compromise höchste Qualitätsstandards auf die Fahnen geschrieben. Dieser Anspruch allein soll aber nicht reichen, die selbst auferlegten Attribute „außergewöhnlich und einzigartig“ wollen ebenso erfüllt werden. Aber was hat die österreichisch-amerikanische Besetzung wirklich zu bieten? Grundsätzlich drei Zielfernrohre. Hier werden wohl einige mit dem Kopf schütteln und die Augen rollen. „Nur“ drei, das kann ja nichts vernünftiges sein... Oder vielleicht doch?

Die Zielfernrohre des österreichischen Herstellers erzeugen auf Basis einer ausgewogenen und optimierten Optikrechnung sowie dank der Verwendung von speziellen Gläsern und Beschichtungen extrem farbtreue Bilder. Aufgrund einer sehr hohen Lichttransmission können gestochen klare Bilder übermittelt werden und auch bei sehr schwierigen Lichtverhältnissen wie Mirage, Regen oder Nebel sowie in der Dämmerung noch überzeugen.

Die sehr präzise und wiederholgenaue Mechanik der Höhen- und Seitenverstellung wird in der eigenen Fertigung in Österreich gebaut und funktioniert ganz hervorragend. Die wuchtigen Türme haben eine sehr angenehme Haptik und die Verstellung rastet gut spür- und fühlbar ein. Die Beleuchtungsfarbe des Absehens kann wahlweise auf rot oder grün mit einem Schalter im Batteriefach umgestellt werden. Allen gemein sind 36er Mittelrohr, sperrbare Türme und eine Abschaltautomatik. Diese schaltet das Leuchtabsehen nach 2 min. auf Standby und nach weiteren 3 Std. im Ruhezustand des Zielfernrohres dann ganz aus.

Das ZC420 ist die Kompaktklasse. Der Vergrößerungsbereich liegt zwischen 4 bis 20 mit einem 50er Objektiv. Die Gesamtlänge beträgt 325 mm und das Gesamtgewicht 986 g. Zur Auswahl stehen 5 unterschiedliche Absehen.

Die Limousine ist das ZC527. Namensgebend liegt die optische Vergrößerung zwischen 5 und 27fach. Mit einem 56er Objektiv ausgestattet wiegt das Zielfernrohr 1075 g bei einer Länge von 387 mm. Es besteht die Möglichkeit, zwischen 6 verschiedenen Absehen auszusuchen und statt mit dem matt schwarzen eloxierten Erscheinungsbild, das Zielfernrohr in FDE (flat dark earth) zu bestellen.

Als Kombi mit sämtlichen aller Extras könnte man - um im Vergleich zu bleiben - das ZC840 beschreiben. Der Objektivdurchmesser beträgt 56 mm, der Verstellbereich ist zwischen 8 bis 40fach. Das Gewicht beträgt 1150 g bei einer Länge von 440 mm. Vier Varianten von Absehen stehen zur Verfügung.

Ob diese Gläser auch auf der Überholspur fahren oder sich aufgrund ihrer Größe eher als LKW einordnen müssen, lässt sich am allerbesten „in echt“ ausprobieren. Und wer seine Produkte als „außergewöhnlich und einzigartig“ betitelt, der muss auch liefern.

Getestet werden durfte das ZCO527. Wir haben es sowohl auf der Strasser RS14 Evolution Tahr als auch auf einer Savage Elite Precision ausprobiert. Passend zum Zielfernrohr wurde auch gleich noch die hauseigene Montage aus der Slim Line mit Libelle (eine von drei Montagetypen) dazu geliefert.

Auf dem mattschwarzen Okular ist rechts und links das Namenszeichen in weißer Schrift zu lesen, obenauf steht die Modellbezeichnung. Der Okularring ist nicht gummiert. Mit dem dahinterliegenden Ring wird die für den Anwender passende Dioptrie fixiert, um eine unabsichtliche Verdrehung zu verhindern. Dieser Ring ist recht schmal und etwas schwergängig, aber dennoch griffig.

Der Zoomring ist schräg und breit geriffelt und hat zusätzlich einen kleinen Steg, der das Drehen erleichtert.

Der Tubus hat (für heutige Zeiten noch relativ unüblich) einen Durchmesser von 36 mm. Relativ mittig auf dem Mittelrohr sind die Türme angeordnet. Der Objektivdurchmesser beträgt 56 mm.

Der Turm links ist klassisch für die Verstellung von Parallaxe (hinterer Ring) und die Regelung der Helligkeit des Absehens (vorderer Ring) vorgesehen. Das Absehen MPCT3X in der ersten Bildebene ist erstmal ziemlich gewöhnungsbedürftig. Wenn man Striche, Balken und beleuchtete kleine Punkte gewohnt ist und dann auf einen geschmückten Tannenbaum guckt, ist man (also in diesem Fall ich) maximal überfordert. Wenn man sich aber damit ein bisschen auseinandersetzt und beschäftigt, findet man sich schnell zurecht.

Besonders praktisch, dass Zero Compromise auf seiner Internetpräsenz sämtliche Infos zum Download und zum Nachlesen bereithält. Wer sich also im Vorfeld über die unterschiedlichen Möglichkeiten der Absehen informieren will, hat hier erstmal genügend Lesestoff. Und selbstverständlich gibt es mit dem MPCT1 auch ein einfaches Absehen „nur“ mit Strichen.

Die Verstellung der Helligkeit des Absehens erfolgt stufenlos und verfügt über Tag- und IR-Nachtsichtmodi.

Oben auf dem Mittelrohr sitzt der Turm zur Höhenverstellung. 1 Click entspricht 0,1 mil (1 cm) auf 100 m. Die Skala ist (auch ohne Brille) sehr gut lesbar, die einzelnen Clicks rasten sauber ein. Der Turm an sich lässt sich sehr gut anfassen und muss zur Bedienung und entsprechend zur Verstellung erst angehoben, dann verdreht und am Schluss an der gewählten Position runtergedrückt werden. Das Nullen ist nicht werkzeuglos möglich, dafür müssen kleine Madenschrauben gelöst und wieder festgezogen werden.

Rechts befindet sich der Turm zur Seitenverstellung. Entsprechend sind auch hier die Clicks als 0,1 mil ausgewiesen und entsprechen 1 cm auf 100 m. Sehr praktisch, dass die jeweilige Richtung auch gleich mit L und R für rechts und links gekennzeichnet ist. Bei den meisten anderen Herstellern steht nur die Richtung am Pfeil.

Das Sehfeld beim ZC527 liegt zwischen 7 und 1,5 m auf 100 m, die Lichttransmission ist vom Hersteller mit 92% angegeben. Die maximale Höhenverstellung liegt bei 350 cm auf 100 m und die Seitenverstellung bei 200 cm auf 100 m bzw. 280 cm für die Höhe und 160 cm für die Seite jeweils auf 100 m bei dem ZC840.

Fazit:

Die Zielfernrohre von Zero Compromise sind eine Klasse für sich. Man bekommt viel und man hat auch viel davon. Beeindruckend und fast ein bisschen erschreckend im ersten Moment sind die Größe und das Gewicht. Filigran ist anders und sicher macht genau die hier getestete Ausführung auf einer schlanken und besonders eleganten Damenwaffe mit einer sehr teuren Holzklasse keine so gute Figur, aber Schönheit liegt wie immer im Auge des Betrachters. Wir haben, wie bereits erwähnt, die Optik auf einer Strasser und auf einer Savage getestet und wir fanden das schön.

Die Strasser an sich hat schon ein sehr hohes Waffengewicht und ist mit dem ZCO nochmal um knappe 1,1 kg schwerer. Die Optik der Waffe ist modern und eher massiv, so fügt sich das ZF mit seinen groß bemessenen Dimensionen perfekt zum Gesamtbild.

Bei der Verwendung der Optik auf der Savage hat der Einsatz etwas weniger mit Jagd zu tun, sondern hauptsächlich mit Präzision. Hier spielt dann auch das Absehen seine Vorteile aus.

Ebenso für die Verwendung auf der Savage war die wahlweise links oder rechts montierbare große ausklappbare Libelle vorgesehen. Diese funktioniert grundsätzlich wie eine Wasserwaage und soll einem Verkanten beim Schuss entgegenwirken. Sie ist so groß dimensioniert damit man, ohne seine Schießposition verlassen zu müssen, gleich im Blick hat, ob man auch einen präzisen Schuss abfeuern kann.

Für das hier getestete Zielfernrohr muss man € 3.950,00 investieren, für die Slim Line Montage € 255,00 und die optionale Libelle nochmals € 120,00. Alles zusammen also UVP € 4.325,00.

Kein Pappenstiel, aber wer kennt nicht das alte Sprichwort „wer billig kauft, kauft zweimal“? Und wer sich für ein solches Zielfernrohr entscheidet, der hat sicher für den Rest seines Jäger-/Schützenlebens etwas davon, zumal eine lebenslange Garantie angeboten wird.

Wir waren besonders von Präzision der Verstellung und von dem exzellenten Bild beeindruckt. Beim Einschießen der Waffen auf das Zielfernrohr schien es fast, als könnte man mit einem Lineal nachvollziehen, wohin man verstellt hat. Auf dem Schießstand konnten auch bei teilweise schlechten Bedingungen (wie vom Hersteller versprochen) immer noch sehr gute Ergebnisse erzielt werden.

Auf der Jagd beeindruckte das Glas in der Dämmerung. Das Absehen war, wie bereits erwähnt, jagdlich nicht unbedingt das Mittel der Wahl, aber es gibt ja auch andere. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch mal eine reine jagdliche Linie aus dem Hause Zero Compromise… Falls ich mir was wünschen dürfte, Herr Artwohl… Bitte bitte!

Vielen Dank an den Geschäftsführer Robert Artwohl sowie an Herrn Markus Umlauf von ZCO für die zu Verfügungstellung dieses großartigen Produktes nebst passender Montage! Es war uns ein Fest.


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