Der erste Einsatz fand Anfang Mai statt. Morgens. Um 4.00 Uhr. Marcs Augenringe erzählten eine sehr schöne Pandageschichte in mehreren Kapiteln. Schweigend bereitete er das Set vor und los ging die wilde Fahrt.
Bald nach dem ersten Überflug deutete eine Wärmesignatur auf einen Fund hin und wir beide waren schlagartig hellwach. Mein Job war an diesem Morgen, die Wärmesignatur fußläufig per Funk eingewiesen zu finden und zu checken, worum es sich handelte. Nach wenigen Metern wünschte ich mir, ich hätte doch auf den Rat meiner Lebensabschnittsgefahr gehört. Wie Gischt klatscht das nasse Gras in Hüfthöhe gegen meine Hose und das Wasser rinnt wie ein Priel an meinen Beinen runter. Gummistiefel wären jetzt schön, aber so große Klugscheißer wie ich einer bin, können besser fühlen als hören…geschieht ihm recht, dem Fischkopp…
Der erste Fund ist eine Katze, die sich in atemberaubender Geschwindigkeit von mir entfernt. Schon hat Marc mit Hilfe der Wärmebildkamera an der Drohne einen weiteren Hotspot ausgemacht. Und da ist es - unser erstes Kitz für diese Saison. Der Größe nach zu urteilen, ist es maximal ein paar Tage alt und lässt sich mit sehr viel Grasbüschel drumherum in Richtung Waldrand tragen. Unter einem mitgebrachten Korb bleibt es dort, bis der Landwirt seine Arbeit getan hat. Das nächste Kitz in dieser Wiese ist schon etwas mobiler. Unter markerschütternden Schrei- und Fieplauten muss ich es aus der Wiese tragen und ebenfalls unter einem Korb „einsperren“.
Gerade als ein Hase als nächste Wärmequelle die Wiese in Sprintmanier verlässt, hören wir das Scheppern des großen Schmetterlingsmähwerkes am Schlepper des Landwirtes. Er bedankt sich für unsere Hilfe, klappt seine „Flügel“ aus und fliegt über die Wiese. Kein Tier hätte auch nur den Hauch einer Chance, da sind wir uns alle einig. Nachdem die Wiese fertig gemäht ist, entfernen wir die Körbe über den kleinen Geschöpfen und hoffen das Beste.