In nicht ganz idyllischem Nieselregen trafen sich also vier Hanseaten, zwei Bergsträßer und ein Pfälzer am frühen Nachmittag vor der kleinen Gaststube, jeder orderte, was ihm gerade mundete, es wurden nebst schönen und manchmal beinahe unglaublichen Jagdgeschichten auch noch James Bond, Shirley Bassey und andere ‘Belanglosigkeiten des alltäglichen Lebens’ beschnackt und danach sollte es losgehen. Ein kleiner Boxenstopp in der Ferienwohnung “Bärbel” und schon zogen sieben grüne Wesen gen Wald.
Max und Alena hatten einen Plan ausgeklügelt, wo alle Jagdgäste die besten Chancen auf Anblick hätten, und stellten uns an - das Wetter weiterhin nicht davon zu überzeugen, dass a) wärmere Temperaturen durchaus erwünscht und b) Regen nicht unbedingt die präferierte Luftfeuchtigkeit wäre, hätten wir ein Mitspracherecht.
Angestellt, stiegen wir aus dem Auto und Mama und ich zogen also los - zugegeben, ein bisschen fühlte ich mich mit meinem Hut und Gepäck durch das Dickicht zum Hochsitz staksend schon wie Indiana Jones - und dann saßen wir auch schon. Eine gemütliche kleine geschlossene (Gott sei Dank!) Kanzel mit Blick in einen wundervoll grün bewachsenen Hang. Windgeschützt - Phew. Und dann saßen wir. Und warteten. Stetigen Blickes in den Hang, jedes durch den Regen verursachte Knacken direkt die Herzfrequenz ansteigend lassen.
Als großer Fan der Vogelwelt, sollte ich früh zumindest durch Anblick auf einen Grünspecht Anblick erhalten. Für meine Mama dauerte es bezüglich des größeren Wildes eine Weile länger. Doch plötzlich sollte sich ein fernes Knacken nicht mehr nur als ein Artefakt des Regens entpuppen. In der Ferne sollten wir auf etwa hundertzwanzig Metern Entfernung einen Überläufer beobachten dürfen, der sich recht lang dort oben aufhielt. Zu weit für einen Schuss, aber trotzdem wunderschön zu beobachten. Beobachten, wenn sich das Wild unbeobachtet fühlt, das ist schon etwas ganz Besonderes.
Als der Überläufer sich uns näherte, merkte ich, wie neben mir die Anspannung stieg - sollte er nahe genug zu uns vortreten, als dass meine Mutter einen Versuch des Ansprechens erhalten sollte? Die kurze Antwort lautete nein. Nach einigen schönen Minuten des Anblickes zog der junge Kerl von uns gänzlich unbeeindruckt über den Hügel von dannen. Und wir saßen wieder da - mit fallendem Adrenalinspiegel nun zunehmend frierend und warteten wieder.