Liebe Leserinnen und Leser,
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

24 strafrechtliche Ermittlungsverfahren - in so vielen soll der mutmaßliche Täter von Kusel seit 2004 verwickelt gewesen sein, mindestens eines davon läuft noch. Darunter sind verschleppte Insolvenzverfahren, Wilderei und auch schwere Körperverletzung. Als ich von der Tat erfahren habe, vor allem aber die Tage danach, an denen immer mehr Einzelheiten an das Tageslicht gekommen sind, war ich manchmal gewillt zu glauben, dass wir über einen "Tatort"-Film sprechen, es sich aber keinesfalls um die Realität handeln könnte. Oft hörte man, dass die Polizei total versagt hat. Wer aber bitte schön geht denn davon aus, dass wenn er nachts ein Auto kontrolliert/nach Hilfe fragt - man weiß es ja noch gar nicht ganz genau - er im nächsten Moment schwer verletzt oder tot auf der Straße liegt. Ich denke, glücklicherweise zum Glück die Wenigsten (Polizisten). Diese, meiner Meinung, Kurzschlussreaktion von dem oder den Tätern hat nicht nur das Leben der beiden jungen Menschen beendet, sondern auch unendlich viel Unverständnis und Trauer bei Familien, Freunden und Kollegen zurückgelassen. Wofür, fragt man sich dabei ganz automatisch. Wilderei wird nur in schwersten Fällen, wobei hier tatsächlich davon auszugehen war, mit Freiheitsstrafe geahndet, doch reden wir hier von wenigen Jahren, wenn sie denn überhaupt angetreten werden müssen. Jetzt wartet hoffentlich die Höchststrafe auf den oder die Täter.

Immer wieder kommt in mir die Frage hoch: wieso wurde er von so vielen Menschen bei seinem Tun gedeckt und noch schlimmer, unterstützt? Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie viele Bekannte, Jäger, Freunde, Familienmitglieder wussten, was er nachts tut und es teilweise sogar vor Gericht verteidigt haben. Ihm unter anderem seine Waffen leihten, die er im Zuge seines Jagdscheinverlustes auf Bekannte aufgeteilt haben soll. Mir fällt es äußerst schwer nachzuvollziehen, wieso man so einen Menschen deckt und unterstützt, wieso es uns anscheinend oft an Zivilcourage und Mut fehlt, so einen aus dem Verkehr zu ziehen. Ich rede dabei nicht davon, dass man jemanden anschwärzen soll, wenn er falsch geparkt, den Hundehaufen von Fiffi nicht aufgesammelt oder seinen zu wenig bonierten Kaffee nicht umgehend gemeldet hat. Aber ich rede von Wilderei, mutmaßlichen Schonzeitvergehen, Führen von Waffen ohne Erlaubnis, Körperverletzung, Raub, Betrug usw. Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und lieber einmal zu viel etwas sagen, wenn wir begründete, vor allem gemeingefährliche Bedenken haben, als einmal zu wenig. Oder was meinen Sie, wie sich jetzt die Menschen fühlen, die ihn gedeckt und geholfen haben, ganz davon abgesehen, was auf die noch strafrechtlich zu kommt.

Eine Gemeinschaft soll zusammenhalten, schützen und sich unterstützen, aber nicht um jeden Preis. Denn unterm Strich baden auch Sie und ich das aus, denn sollten wir Jäger zukünftig nachts angehalten werden, werden wir mit Sicherheit anders behandelt...

Ich verbleibe mit den besten Grüßen und Waidmannsheil,
Ihre Alena Steinbach


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