Freitagabend in der ersten Woche des neuen Jahres hat‘s fein geschnitti-schneet und so saßen meine Lebensgefahr und ich nochmals gepflegt auf Rehwild. Es sah im ersten Moment super romantisch aus, wie die Flocken so durch den Winterwald tanzten, im nächsten war es aber grundsätzlich einfach mal nur schrecklich ungemütlich und der Wind blies die Flocken direkt in mein von der Mütze nicht vollständig bedecktes Ohr, wahlweise auch in mein Auge.

Aber - wie heißt es so treffend - ans Sofa kommen sie nicht, und wer Rehwild in der Truhe möchte, muss es sich verdienen!

So heißt es durchhalten und Zähne zusammenbeißen ... obwohl im Moment besser nicht! Derzeit bin ich fast besser mit Provisorien ausgestattet als mit eigenen Zähnen. Weil ich nämlich so wahnsinnig klug bin, hatte ich mir in der Woche VOR Weihnachten noch „mal eben“ in Vollnarkose einen Weisheitszahn entfernen und 13 Zähne für Kronen vorbereiten lassen ... In den Tagen nach der OP war ich (nicht nur optisch) der unangefochtene Herrscher in der bevorstehenden Zombie-Apokalypse, König der Unterwelt und Fürst der Finsternis. Gespenstisch …

Aber egal, zurück zum Freitag. Irgendwann gegen 16:30h spaziert ein Kitz etwa 3 m neben meiner Kanzel aus dem Bestand, tappt seelenruhig über den Weg und verschwindet nach gegenüber. Dort kann ich mit der Wärmebildkamera erkennen, dass es sich in Richtung Kirrung bewegt. Das könnte meine Chance sein.

Schön schön schön richte ich mich auf dem Sitz ein und lasse mir dafür die Schneeflocken jetzt frontal in mein hoffentlich demnächst perfektes Hollywood-Grinsen schneien. Das Kitz tritt aus und steht mit seiner rückwärtigen Ansicht zu mir. Dann zuckt es plötzlich zusammen und springt mit einem Satz auf den Weg. Na toll ... Aber oh, es dreht sich um und geht zurück! Der durch den Schalldämpfer geminderte Knall hört sich in der Stille des Schnees ganz dumpf an, das Kitz macht einen Satz und springt ab.

Und da sind sie wieder, meine Selbstzweifel. Warum ist es abgesprungen, hab‘ ich Mist gebaut, was ist passiert? Meine beheizte Unterwäsche kann ich ausstellen, denn mir ist gerade richtig heiß. Ich packe mein Zeug zusammen, schnappe mir die Tikka und stapfe zum Anschuss. Was ich dort finde ist nichts - gar nichts. Ich fange an zu heulen.


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