Jetzt weiß ich auch, was die Schleifspur verursacht hat, denn ich sehe Töpfe knapp über dem Boden baumeln. Er hat einen roten Rauschebart, trägt eine viel zu große Bundeswehrhose und eine Wachsjacke. Der Teil seines Gesichtes, der nicht von Bart bedeckt ist, ist mit Tarnfarbe beschmiert. Dampf steigt über ihm auf.

Der zweite steht in kompletter Einzelkämpfermontur mit Wüstentarnmuster vor uns. Überall an ihm sind Klettverschlüsse mit extra Taschen und alle Taschen sind vollgestopft mit wahrscheinlich unglaublich nützlichen Dingen. Seine Kampfbemalung besteht aus zwei grünen Streifen rechts und links auf der Wange sowie quer über der Stirn. Schweiß läuft ihm die Nasenspitzen hinab. Das Einzige, was bei beiden leider so überhaupt nicht ins Bild passt, sind die Schuhe. Beide tragen eher sommerlich luftig trendige Halbschuhe aus Stoff.

Ich kann nicht anders und es sprudelt aus mir heraus, was sie denn eigentlich grad machen, ob ihnen nicht kalt sei, ob sie wissen, wo sie seien und wo sie denn um diese Uhrzeit und bei dem Wetter wohl hinwollten. Die beiden erklären lächelnd, dass sie einen winterlichen Spaziergang angetreten seien und sich gern ein wenig in nächtlichem Überlebenstraining üben wollen. Sie hätten viele Youtube-Videos gesehen und sogar eine Karte! Umständlich fummelt der Einzelkämpfer eine riesige ADAC-Straßenkarte Bayern aus einer seiner zahlreichen Taschen. Der Packesel fragt, ob das verboten sei, was sie grad machen. Ihr Auto stehe vorne am Parkplatz, ob das dort stehen bleiben könne über Nacht, oder ob das abgeschleppt würde. Philipp und ich müssen kurz schlucken und versuchen dann freundlich aufzuklären.

Beide hören interessiert und aufmerksam zu, scheinen aber dann stark verwundert. Wir halten kurz inne mit unseren Ausführungen und unser „Desert Eagle“ fragt „ach, hier im Wald ist Wild? Wir haben noch gar keins gesehen…“

Die zwei Nachteulen teilen uns mit, dass sie ihren Spaziergang nun gern weiter fortsetzen möchten und ob es ok sei, wenn sie dies auf den Wegen tun. Zur Sicherheit geben wir Ihnen die Nummer des Forstamtes und auch meine Handynummer. Wir wünschen viel Spaß und weisen ihnen die Richtung. Auf dem Weg zur Wildkammer sprechen wir kein Wort. Irgendwie lassen die beiden mich nicht los und ich bitte Philipp auf dem Rückweg nochmals in Richtung Parkplatz zu fahren, um zu sehen, ob ihr Auto noch dort stehe. Es steht noch dort, aber die zwei Jungs sitzen darin. Sie erkennen wohl unseren Wagen, steigen aus und teilen mit, dass sie sich gar keine Gedanken um ihr Verhalten gemacht hätten, und sie bedanken sich für unsere freundliche Aufklärung. Ob sie sich mal bei uns melden dürften, sie würden gern mehr über die Jagd erfahren.

Selbstverständlich gern! Wir freuen uns auf euch. – Wer hätte das gedacht!


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