Liebe Leserinnen und Leser,
waren Sie schon einmal in Tschechien jagen? Genauer zur Entenjagd? Ich hatte kürzlich mein Debüt - bzgl. der Entenjagd. Während mein Freund, sein Vater und dessen Freund vorrangig zum Jagen da waren, habe ich die Chance genutzt und unserem Labrador Fibi einen wunderschönen Tag bereitet.
Die romantische Vorstellung eines Abendstriches oder das leise Angehen eines Teiches, wo 15 Enten friedlich vor sich hin quaken und keiner weiß, ob sie überhaupt auch nur einem passend fliegen, findet man dort nicht. Eine Entenjagd, wie die, die wir besucht haben, ist bis auf das kleinste Detail durchgeplant. Natürlich handelt es sich dabei auch nicht um wilde Enten, zumindest größtenteils nicht. Sicherlich gibt es ein paar Wilde, die suchen aber auch schon beim ersten Doppellauf, den sie sehen, das Weite. Alle anderen wurden im Frühjahr ausgesetzt und leben seitdem dort ein recht komfortables Leben. Wunderschöne große Seen, mit atemberaubender Natur drum herum. Ich habe ein ganz passendes Wort dafür gefunden: Freilandhaltung mit Chance und das ist es. Mit der Jagd wie wir sie kennen, hat das ganz wenig zu tun, aber es ist definitiv auch nicht so, dass die Vögel nach und nach aus den Käfigen gelassen werden oder zu unzähligen auf einem kleinen See hocken. Ich bin solchen Aktionen immer sehr kritisch gegenüber aufgeschlossen und wurde tatsächlich positiv überrascht, natürlich wurde viel geschossen, es waren aber keinesfalls kriegsähnliche Zustände, wie sich das manch einer vorstellen mag. Die Tiere leben frei und können jederzeit hinfliegen wo sie wollen, sie kennen keine Käfige und Medikamente und werden restlos verwertet. Jiri, über den das ganze organisiert und gebucht werden kann sowie die ganzen Helfer vor Ort machen einen tollen Job. Die tschechischen Jäger sind sehr traditionsbewusst, freundlich und hilfsbereit. Auch wenn man kaum ein Wort miteinander wechseln konnte, haben wir uns köstlich amüsiert. Hände, Füße und vor allem ein breites Lächeln kann viel mehr erzählen, als so manches Wort.
Nun, ich war dennoch nur mitgekommen um unseren schwarzen Blitz einen unvergesslichen Tag zu bescheren. Zuhause fängt sie meist Schweine, ab und zu Mal Tauben, Krähen oder Enten, aber nicht einmal im Ansatz mit dem zu vergleichen, was sie da erlebt hat. Schlicht und einfach aus dem Grund, dass wir ihr das weder bei uns, noch bei Freunden im Revier bieten können. Fibi ist mit ihren vier Jahren großartig ausgebildet und zwar auf das echte Jagdleben. Wir haben sie nicht an oder mit Dummys ausgebildet, klar, immer mal zum Spaß, aber kein ernsthaftes Training. Sie hat mit uns in der Praxis gelernt. Egal auf welcher Jagd, sie arbeitet zu 100 % mit uns zusammen. Sie weiß immer was wir von ihr wollen. Ob sie ein Schwein finden, eine Krähe apportieren oder Füchse aus einer Hecke stöbern soll - sie kennt ihren Job.
Zurück nach Tschechien. Jedem Schützen wurden mind. zwei Hunde zugeteilt. Beim ersten See fielen die ersten Schüsse. Ein riesiges Durcheinander, unzählig viele Eindrücke für alle, vor allem den Hund, der zitternd zwischen meinen Beinen saß und nicht wusste, wo sie hingucken sollte. Der Hundeführer neben uns musste seine Kurzhaarrüden von der Leine lassen, weil sie jaulten und bellten. Fibi startete einmal kurz durch, als eine Ente 15 m vor ihr einschlug. Ich ließ sie nur sichere Enten apportieren, sprich keine Enten, wo schon 3 andere Hunde hinterher waren. Nach 10 Minuten Standruhe, ohne ein weiteres Einspringen, obwohl wir uns einmal ducken mussten, um nicht erschlagen zu werden, oder fiepen, durfte sie Enten holen. Sie merkte sich die Gefallenen perfekt, stürmte los, brachte, gab sie mir und setzte sich wieder dem Kino zugewandt hin. Ein lefzenleckender Blick zu mir, der deutlich sagte: „Die Nächste, bitte!“ So absolvierten wir das erste Treiben sehr zufriedenstellend und es ging zum nächsten Teich. Hier steigerte sie sich, als sie zwei geflügelte Enten minutenlang verfolgte und die Tauchphasen der kranken Ente mit kreisförmigen Schwimmrunden abwartete und die Verfolgung beim Auftauchen wieder aufnahm, bis sie sie bekommen hat. Es war einem Krimi ähnlich und ich habe sie still angefeuert, da sie dieses Verhalten von Enten bisher nicht kannte, war es umso wichtiger, dass sie Erfolg hatte und zum Ende des Treibens wiederholen konnte. Ich bin fast vorne übergefallen auf dem Weg zum Auto, meine vor Stolz geschwollene Brust hatte ordentlich Gewicht...
Auch beim letzten Trieb steigerte sie sich, meiner Meinung nach, noch einmal. Nun wurden nicht nur die herunterfallenden und kranken Enten beobachtet und gemerkt, nein, sie fing an die bereits heranfliegenden Enten zu scannen und im Blick zu behalten, bis sie außer Schussgefahr fahren. Auch hier lieferte sie einwandfreie, schnelle und beeindruckende Arbeit, immer auf ihren Erfahrungsschatz bezogen und auch im Vergleich mit den Hunden um uns herum, die leider eine ganz schlechte Performance ablieferten. Es liegt dieser Rasse einfach im Blut, egal wie viel oder wenig Herrchen oder Frauchen trainieren, es ist ihr Elexier.
Selbst unser schwimmbegeisterter Dackel hat eine Ente geholt, mühsam und langsam, aber mit größter Freude. Es war ein wunderschöner Tag, mit tollem Wetter, netten Leuten und vielen Freilandenten mit Chance.
Wenn Sie einen apportierenden Hund haben, kann ich Ihnen einen Besuch bei so einer Jagd nur wärmstens ans Herz legen, es wird ihnen beiden eine große Freude machen und die Jäger vor Ort sind sehr dankbar.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Waidmannsheil für Ihre Entenjagden,
Ihre Alena Steinbach