Meine erste Pirsch mit meinem Freund Pavel hat uns nicht viele Stücke in Anblick gebracht. Das Wetter war ziemlich heiß und die Hirsche haben erst sehr spät angefangen zu melden. Doch während meiner Pirsch war ich in Gedanken stets bei Arno und Honza. Es war noch ziemlich hell, als wir in einem Jungbestand einen kapitalen Keiler in einer Suhle angepirscht sind. Er war so nah, dass ich ihn mit meinem Handy fotografieren wollte. Leider wollte er allerdings nicht mein Model spielen und war weg, bevor ich es geschafft habe, ihn zu fotografieren. Dabei habe ich aber immerhin den verpassten Anruf von Honza gesehen. Ich zeige es Pavel und wir brechen unsere Pirsch ab und rufen zurück. „Aleš, wir haben ihn erlegen können,“ höre ich Honza gleich am anderen Ende der Leitung und ich spüre seine Aufregung in der Stimme, trotz das er sicher schon über 100 Gäste auf Hirsche geführt hat. Honza und Arno warten jetzt auf meine Ankunft, damit ich diesen Moment mit meiner Kamera festhalten kann. Arno ist überglücklich, das sieht man ihn schon auf weite Entfernung an. Den Hirsch haben sie recht schnell in Anblick gehabt, leider stand er aber immer verdeckt oder hat das Blatt nicht ganz gezeigt. Dann ist er mit seinem Harem hinter dem Horizont verschwunden und kam erst zurück, als die Sonne untergegangen war, um dann für immer zu bleiben.

Was für ein erster Jagdtag, bald heißt es schon wieder aufstehen, also früh ins Bett. Zum Glück ist es kühler geworden und die Hirsche melden aus allen Richtungen. Pavel hat für uns schon einen Plan gemacht. Es soll zwei Hirschen gelten, ein älterer und einer mit einer einseitigen Gabel. Genaues Ansprechen war bisher nicht möglich.

Es ist noch ziemlich finster, als wir unser Auto auf einem Forstweg abstellen. Ich leine meinen Rauhaardackel Brok an und los geht es. Ich kenne diese Gegend gut – noch vor ein paar Jahren war hier ein Fichtenbestand. Und jetzt? Obwohl es noch nicht hell ist, kann man sehen, dass sich hier jetzt ein riesiger Kahlschlag entlang zieht. Der Borkenkäfer hat dieses Revier fast zu einer Mondlandschaft umgewandelt. Die Trockenheit und das viel zu warme Klima bilden die besten Voraussetzungen für die drastische Vermehrung von diesem kleinen Insekt, der in der Lage ist, unseren Fichtenbestand komplett zu vernichten.

Wir pirschen durch den Kahlschlag und hören bereits die ersten Hirsche melden. Drei Hirsche sind weit vor uns, einer ist weiter rechts. „Den rechts schauen wir später an,“ kommentiert Pavel seine Pläne. „Das ist der Stärkere.“ Uns interessiert der mit der Gabel. Langsam wird es hell und wir nähern uns einer Kante. Wir stehen am Rand von einem Jungbestand, unterhalb von uns ist wieder ein Kahlschlag. Ganz unten im Tal führt ein Weg entlang, neben dem ein Bach fließt. Hinter dem Bach geht der Hang wieder hinauf und dort ist dann auch schon Grenze. Die Sonne geht langsam auf und schenkt unserer Hangseite die ersten wärmenden Strahlen. Irgendwo hier röhrt ein Hirsch, aber wo genau? Wir stehen hinter einer Buche und kontrollieren den anderen Hang. Das Röhren kommt näher, aber wir können nach wie vor nichts sehen. Jetzt, ich sehe ein Tier und ein Kalb. Jetzt zieht ein Hirsch raus! Ein junger Achter. Das Röhren sollte aber nicht von ihm kommen, die Stimme ist viel tiefer, sicherlich von einem älteren Herrn.


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