Es ist ziemlich egal, wo man (auch) in diesem Jahr beim beliebten Thema Sauen hinhört, die Antworten fallen sinngemäß mal wieder gleich aus: „Isch werdd noch todahl err, alles voll mit dene Biestä!“ heißt es bei unseren Nachbarpächtern bei Darmstadt, die in diesem Jagdjahr schon über 50 in die Kühlkammer brachten, ohne ihren Waldteil überhaupt größer betreten zu haben. „Dit janze Feld is einfach vollkommen weiß, wie Schnee, weeste?“ lässt meine Humor-Nummer-1 Holger aus Berlin immer wieder verlauten, der mir ab und an breit grinsend Erlebnisse mit seinem neu erstandenen Wärmebildgerät erzählt. „Sackzement, uns renna´s um!“ brüllt der werte Ronald vor Begeisterung aus Regensburg in vollendeter bayrischer Zurückhaltung so laut ins Telefon, dass ich fast meine, ihn auch so zu hören. Einzig Gourmet-Größe Stefan aus der Region Ulm scheint die Borstenfiese seiner Umgebung wohl für dieses Jahr „erfolgreich“ ausgerottet zu haben, er beschwert sich regelmäßig mit einem leicht weinerlichen „Mir ham nix da!“ – und freut sich umso mehr auf die anstehenden gemeinsamen Drückjagdbesuche. Aber auch bei ihm werden sie sicher bald wieder auftauchen, das kennt man ja inzwischen.
Ihre Anpassungsfähigkeit an wirklich fast jede Situation, ihre schweinische Cleverness und ihre unsagbar hohe Reproduktionsrate lassen sie auch nach schlechteren Jahren immer wieder hochkommen und sich insgesamt schon seit Jahrzehnten immer mehr ausbreiten. In Revieren, die noch vor ein paar Jahren jedes Stück Schwarzwild eine Sensation war, sind inzwischen Jahresstrecken von 20 und mehr keine Seltenheit. Und auch innerhalb eines Jahres kann alles passieren: mein (zumindest vor der Bekanntschaft mit seiner neuen Freundin) hochpassionierter holländischer Kumpel „Martin“ –er ist so deutsch, dass ich ihn tatsächlich so in meinem Handy gespeichert habe- hatte in den letzten Jahren enorme Saustrecken. In diesem aber war sein Revier am hessischen Jossgrund größtenteils wie leergefegt, ich glaube 3 oder 4 hatte er bis Ende Juni erst am Boden, die schießt er sonst vom Fernsehsessel aus. Urplötzlich aber wuchsen sie überall aus dem selbigen, innerhalb von ein paar Tagen hatte er in Windeseile 23 in mehreren Kühlkammern hängen und wusste vertriebstechnisch weder vor noch zurück. Auch wir selbst kommen seit Wochen schwer ins Straucheln, was wir nachmittags zerwirken, hängt oft morgens wieder an der Stange. Bei einem meiner Auswärtsseminare in der Gegend von Lampertheim brachte das erste Anschalten des Wärmebildgerätes nach Verlassen des Jagdhausgrundstückes gleich fünf größere Rotten in Anblick, insgesamt bekamen wir trotz mäßigem Wetters sicher 150 Sauen zu sehen – der helle Wahnsinn! In einem anderen Revier am Rhein erfuhr ich für mich völlig Neues: die wackeren Grünröcke dort haben in jedem Jahr einen behördlich angeordneten Zwangsabschuss von 75 Sauen zu erfüllen, das kannte ich so auch noch nicht.
Foto: Martin Ruffert