900 Kilometer, nebst unzähligen Kreisverkehren, liegen noch vor uns und daher beschließen wir, auf einem Rastplatz in unserer Pickup-Wohnkabine zu übernachten. Verwundert stellen wir am nächsten Morgen fest, dass Parken länger als zwei Stunden, umgerechnet stolze zwanzig Euro kostet und zahlen vor der Weiterfahrt zähneknirschend unser Ticket. Belohnt werden wir für unsere Mühen und ca. zehnstündige Fahrt, als wir das schottische Hochland erreichen. "Ich habe nie Einsameres durchschritten", schrieb der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane über seine Reise durch die Highlands. Ohne zu wissen, wo er sich sonst noch rumgetrieben hat, glauben wir ihm das aufs Wort. Schnee gibt es wider Erwarten leider nicht und so blicken wir in grüne Täler und auf zahllose Hügel, welche wie Zuckerhüte zahlreich verteilt sind. Auf der einzigen Zufahrt ins Revier, queren wir einige knarzende Holzbrücken und müssen aufpassen keins der allgegenwärtigen Schafe unter die Räder zu bekommen. Der Weg endet in einer Hofeinfahrt eines großen Gutes und wir haben unser Ziel erreicht: die Brae Roy Lodge. Man erwartet uns bereits und es ist genauso wie Michael es vorher beschrieben hat. Die Guides sind zur Jagd in traditionelles Tweed gehüllt. Kniebundhose mit Gamaschen, Krawatte, selbstgefertigter walking stick und Deerstalker Mütze, welche wir aus den Sherlock Holmes Filmen kennen. Es wirkt keineswegs albern oder altertümlich, es passt einfach herrlich zu dieser Kulisse und zeugt von dem Traditionsbewusstsein unserer Jagdführer.
Nach einer herzlichen Begrüßung geht es direkt zum Probeschiessen. Ein metallener Hirsch in 100yd Entfernung (1yd ist 0,9144m) stellt das Ziel dar. Michael hat in Deutschland extra das CDS (Custom Dial System) auf das Leupold VX 6 montiert. Eine Absehenverstellung zugeschnitten auf die Savage Hog Hunter und die Hornady Precision. Mal sehen wie es sich auf dieser Jagd bewähren wird. Wie erwartet liegt sein schallgedämpfter Schuss mitten auf dem Blatt des Hartziels.