Sie und ich wissen, dass das Sprichwort eigentlich anders geht, aber dieses Mal konnte Meister Reinecke nun wirklich nichts dafür. Seit vielen Jahren wohnen am Jagdhaus meines Freundes Hühner, meist sind es 5-6 Hennen und ein Hahn sowie der jährliche Nachwuchs. Das eine stirbt mal an Altersschwäche, das andere muss wegen Aufmüpfigkeit in den Kochtopf und hin und wieder scheint eins einfach zu verschwinden. Dieses Verschwinden ist in der letzten Zeit auffällig oft vorgekommen, man konnte also nicht mehr von unerlaubtem Freigang der Gefiederten sprechen – da steckte mehr dahinter.

Ich, als großer Fan meiner Frühstückseierproduzenten, habe die Aufklärung dieses Phänomens als ein persönliches Anliegen in Angriff genommen. Nun hatten wir durch unsere Testreihe von Wildbeobachtungskameras gute Möglichkeiten, mal einen unauffälligen Blick auf das nächtliche Treiben zu werfen. Die Seissiger-Kamera wurde im Hühnerstall platziert und nach ein paar Tagen kontrolliert. Mittlerweile waren nur noch drei Hühner übrig – verdammter Dieb.

Die Bilder, die in diesen Nächten aufgenommen wurden, sehen Sie hier. Was sagt man dazu, hat sich doch ein kleiner, dicker Marder jede Nacht ein Huhn geholt. Halb so groß wie seine Opfer, aber dafür ein dreimal so großes Ego. Beeindruckend, wie der kleine Räuber Wege fand, in die Nistplätze zu schauen, ob wieder Eier vorhanden sind. Denn die waren natürlich auch jede Nacht weg, sogar Attrappen aus Gips hatte er geklaut – ob die geschmeckt haben, wage ich allerdings zu bezweifeln. Auf einem Bild kann sich der Angeklagte jede Unschuldsbeteuerung sparen: ertappt, und zwar in flagranti! Auch eine große Katze traute sich zu unseren Damen rein.


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