Da unter anderem in der neuen, „fremden“ Umgebung natürliche Gegenspieler wie Prädatoren bzw. Herbivoren und Pathogene fehlen, können sich diese gebietsfremden Arten immer weiter ausbreiten. Man unterscheidet hinsichtlich der Invasionsdynamik vier aufeinanderfolgende Phasen, die sich jedoch nicht klar voneinander abgrenzen lassen: 1. Einführung, 2. Etablierung, 3. Ausbreitung und 4. Invasion. In der letzten Phase kommt es dann zu einem deutlich schnelleren Anstieg der Anzahl an Individuen in der Population.

Gebietsfremde Arten nennt man auch Neobiota, bei neobiotischen Pflanzen spricht man von Neophyten, bei Tieren von Neozoen. Dazu gehören zum Beispiel die Kanadagans (Branta canadensis) oder die Nilgans (Alopochen aegyptiaca), die in einer Veröffentlichung des Bundesamtes für Naturschutz als „potentiell invasiv“ eingestuft werden. Solche Arten stehen unter verstärkter Beobachtung, haben aber noch keinen größeren nachweislich negativen Effekt auf das Ökosystem.

Laut der oben genannten Verordnung kommen in der Union und anderen europäischen Ländern rund 12 000 gebietsfremde Arten vor, von denen etwa 10 bis 15 % als invasiv angesehen werden können. Verbreitet sich eine Art invasionsartig, führt dies zu Veränderungen der Umwelt und hat in der Regel negative Auswirkungen auf Struktur und Funktion von Ökosystemen. So werden beispielsweise heimische Arten verdrängt, weil sie auf Prädation, Konkurrenz oder Übertragung von Krankheiten nicht angemessen reagieren können. Natürliche Prozesse werden gestört bzw. so verändert, dass unsere Arten sich daran nicht mehr anpassen können. Dadurch kann es zu schwerwiegenden Änderungen in Ökosystemen kommen, was sich wiederum negativ auf die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen auswirken kann. Auch das Problem der Hybridisierung sei hier genannt. Folglich ist nicht nur das Verdrängen heimischer Arten ein Problem, sondern vielmehr, dass sich ganze Ökosysteme ändern. Oftmals können wir die Auswirkungen noch nicht abschätzen, weil wir nicht wissen, welche Interaktionen im System betroffen sind und welche Kaskaden es mit sich zieht.


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