Fällt der Begriff „Schottland“ denken die meisten gleich an Dudelsack, Schottenrock und Whisky. Uns Jägern fällt jedoch auf Anhieb viel mehr dazu ein. Endlose Weiten, Hochmoore im Nebel aber vor allem eine besondere Wildart: Rotwild!

Völlig erschöpft folge ich meinem Partner Michael und unserem Guide Timothy auf den nächsten Hügel. Es ist bereits der dritte an diesem Tag und es scheint nicht enden zu wollen. Immer wenn ich denke, endlich sind wir oben angekommen, taucht bereits der nächste Gipfel auf. Es ist nicht nur der Anstieg, welcher meine Beine schwer werden lässt. Uns bläst ein eiskalter, stürmischer Wind ins Gesicht und der Boden ist alles andere als leicht zu begehen. Mal ist er gefroren und rutschig, mal ist es sumpfig und ich versinke bis zu den Knöcheln oder aber ich stolpere über die unzähligen Grasbüschel. Warum tue ich mir das überhaupt an? Um diese Frage zu beantworten erst mal zurück zum Anfang.

Oft muss ich mir die Geschichte von einer Fasanenjagd in schottischer Landschaft anhören. Michael war dort bei einem befreundeten Jäger eingeladen und schwärmt immer wieder von dieser Reise. Perfekt organisierte Jagd, gut arbeitende Hunde und all dies vor einer malerischen Kulisse. Leider sei es zwar nicht in den Highlands gewesen aber auch der Süden des Landes wäre bezaubernd. Damit wurde schnell klar, welches Reiseziel noch auf unserer Liste stand. Die schottischen Highlands. Da wir immer auf der Suche nach einem besonderen Abenteuer sind, sollte es keine typische Hirschjagd zur Brunft sein, sondern eine Kahlwildpirsch mitten im Winter. Das Ganze mit möglichst viel Schnee und Eis. Tolle Idee... Ich war begeistert.

Das passende Estate ist schnell gefunden. Die Brae Roy Lodge liegt nur wenige Kilometer südlich des wohl bekanntesten Lochs Europas. Wer kennt sie nicht, die noch immer lebendige Geschichte vom Seeungeheuer Nessie? Um auf unsere europäische Nachbarinsel zu gelangen, gibt es unzählige Möglichkeiten. Flieger, Tunnel oder Fähre stehen zur Verfügung. Wir entscheiden uns für die klassische Variante und schippern über den Ärmelkanal von Dünkirchen nach Dover. Leider legen wir mitten in der Nacht an und so bekommen wir keinen Blick auf die berühmten Kreidefelsen (white cliffs) Dovers. Stattdessen merken wir aber bereits nach wenigen Minuten, dass hier in England vieles anders ist. Man fährt auf der falschen Straßenseite, aus Kilometern werden Meilen, die Uhr will eine Stunde zurückgestellt werden und neben Harry Potter gibt es auch noch eine Queen.


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