Am Bachufer

Ganz anders verlaufen die Ansitze am Luderplatz in der Viehkoppel. Hier sitze ich nicht weltentrückt und einsam im verzauberten Wald, sondern ich passe unfern einer stark und schnell befahrenen Landstraße. Sehr oft streifen mich dort die Scheinwerferkegel der Fahrzeuge und nicht allzu hoch über mir dröhnen die Motoren der auf dem nahen Rhein-Main-Flughafen gestarteten Flugzeuge. Als umso größeres Wunder empfinde ich es aber dann immer wieder, wenn sich plötzlich der lange, dunkle Schatten eines Fuchses vom Waldsaum löst und auf die Koppel hinausschnürt. Dort haben es die Füchse gar nicht so eilig, ans Luder zu kommen. Manchmal spannen sie mich arg auf die Folter. Zunächst kontrollieren die roten Räuber regelmäßig das Bachufer. Ein Bachufer interessiert jedes Raubwild und ganz besonders Füchse, die dabei offenbar seit Generationen immer auf einen fetten, prahlenden Wintererpel hoffen. Ich sitze während ihrer Kontrollgänge gespannt in meinem Erlensitz und verfolgte die Rotröcke mit meinem Glas. Spannend wird es, wenn ich den Fuchs aus dem Glas verloren habe, denn dann kann er jeden Augenblick am Luder auftauchen.

Zänkisch am Luder

An diesem Luderplatz habe ich schon öfter Füchse längere Zeit beobachtet, da ich oben im Baum beste Deckung habe. Untereinander ist die rote Sippe äußerst futterneidisch und zänkisch. In einer klirrendkalten Mondnacht habe ich einmal wohl mehr als eine halbe Stunde an diesem Platz auf zwei Füchse in Anschlag gesessen, die sich am Luder um die besten Bissen zankten. In der Hoffnung, endlich einen passend ins Glas zu bekommen, ließ ich mich kalt und kälter werden. Mir starben die Finger ab, und meine Ohren begannen fremdartig zu knistern, aber die Gelegenheit zum Meisterschuss kam und kam nicht. Dafür fiel nach einer guten halben Stunde eifrigen Zielens die Thermosflasche, die neben mir auf dem Sitz gestanden hatte, laut klatschend in den Bach hinunter.


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