Jetzt war Schluss mit lustig, die letzten Hühner, mittlerweile waren es nur noch zwei, sollte der Gauner nicht bekommen -wir brauchten ganz dringend eine Falle. Gott sei Dank hat einer unserer passionierten Jungjäger einen Fallenlehrgang besucht und wurde mit sofortiger Wirkung zum Hühnergeneral hochgestuft. Nahezu prädestiniert für den Job der schnellen Fallenbeschaffung war Alex. Er arbeitet bei der Firma Grube und sorgte noch am selben Tag für die Versendung der Raubwildfalle mit Wippbrett. Zwei Tage später stand das gute Stück vor unserem Hühnerstall. Wenn der Kollege also nun das LETZTE Huhn haben wollte, musste er zwangsläufig durch das Drahtgestell laufen. Kurz überfordert mit dem Zusammenbau gewesen, klärte sich jeder Aufbauzweifel, dank der Anleitung, binnen Sekunden und der 5 Kilogramm schwere Marderkäfig war einsatzbereit. Ein Ei rein, verblenden, fertig. Am nächsten Morgen meldete unser Hühnergeneral direkt Fangerfolg. Die Katze saß fauchend und unzufrieden in der Selbstschutzanlage der Hühner, Pardon, des Huhnes. Man sprach mit ihr ernste Worte, schimpfte kräftig und ermahnte deutlich, nicht noch einmal zu kommen. Wir haben sie nie wieder gesehen – Lektion gelernt.

Kurz drauf zerwirkten wir auf dem recht großen Jagdhaus-Grundstück ein Stück Schwarzwild, während unsere drei Chaotenhunde um uns herumtobten. UNSER Marder, ein lispelnder Dickel (Mischung aus dick und Dackel) sucht dabei, nicht zu meiner Freude, immer die Kaninchen auf, die unweit der Hühner ihren Stall haben, und springt ab und zu bellend um unsere Fundtiere aus dem letzten Sommer herum. Sie weiß, dass das den Puls bei ihrer Chefin stark nach oben schießen lässt und bekommt auch regelmäßig Standpauken deswegen, dennoch kann sie es einfach, dackeltypisch, eben hin und wieder nicht lassen. Nun bellte sie schon wieder alle paar Minuten und wir, vertieft in unserer Arbeit, hatten wenig Lust, sie da weg zu holen. Normal reicht auch ein lieblicher Ruf aus meinem Munde um sie antanzen zu lassen. Dieses Mal nicht. „Lalli! Hier hin jetzt, sonst kreist hier gleich der Hammer!“. Sie kam natürlich nicht, ich also wutentbrannt, meckernd, fluchend und mit Tod durch verhungern drohend hin zu den Kaninchen. Da war aber komischerweise kein Dackel. Dann fiel mir die Falle ein und sofort plagten mich Schuldgefühle. Der feine Hund verbellt einen Gefangenen. Ich eilte schnellen Schrittes in den Hühnerstall und fand den Gefangenen und seinen Verbeller. Nur, dass es in diesem Fall ein und das Selbe war: Lalli, verfressen wie sie ist, konnte dem Ei nicht wiederstehen und hatte sich kurzerhand selbst gefangen. Na herrlich, einen Marder hatten wir also schon mal.

Wenige Tage später, der echte Marder blieb bis dato leider fern, wuselte ich mal wieder auf dem Grundstück herum, harkte Laub, zerwirkte Wild, baute Hochsitze und strich das Haus neu – Sie merken, ich erledigte also ganz normale Revierarbeiten, die auch Sie tagtäglich hinter sich bringen – versteh einer die nörgelnden Lebenspartner, die immer sagen, wir hocken nur zusammen und trinken (Malz)-Bier. Unsere Westfälische Dachsbracke Emma-Otto, ein wie der Name schon zeigt wirklich ganz einzigartiger Hund, schafft es mit ihrer Wespentaille spielend, durch den Jägerzaun zu gleiten und auf eigene kleine Jagdausflüge zu gehen. Als ich nun zur Abfahrt rief, kamen der Labrador und der Dickel brav daher gewackelt, nicht aber unsere Hündin „Otto“. Großartig, die ist mal wieder stiften gegangen. Doch halt, was hören meine Ohren? Bellen. Ich ahnte sofort Lustiges. Für die Bilder der Gefangenen, habe ich sogar die Verblendung weggeräumt, mir glaubt doch sonst kein Mensch, dass die sich beide haben fangen lassen. Wie sie es geschafft hatte, sich in die Falle zu zwängen und sich dann darin auch noch umzudrehen, ist mir ein absolutes Rätsel, aber auch sie war dem Ei auf den Leim gegangen und somit ein weiterer Gast der Drahtzelle. Fangen tat sie schon mal einwandfrei.


Laden...